Geese – 3 D Country
Selten klang eine amerikanische Band so britisch wie Geese, vielleicht liegt es daran, dass auf der Insel momentan wieder viele neue Bands auftauchen. Aber auch dass Geese vielleicht ein Missing Link sind.
Zum einen haben sie ein smartes Pop-Verständnis, wie es beispielsweise Franz Ferdinand aufweisen, zum anderen sind die Songs gerne komplex, wie es britische Bands derzeit sind. Ab und dann hat die Band aus Brooklyn auch einen dezenten Hang zu den 2000er „The-Bands“. Man merkt, es gibt viele Reverenzen, und so etwas ist meist eher tödlich, weil das Eigene fehlt.
Bei Geese ist es aber ganz anders, denn sie haben in jedem Song auffällige Kniffe eingebaut und leben auch manch wundersamen Spleen aus. Wie wilde Percussioneinfälle oder einfache Breaks, bei denen dann mal ins Mikro „Tschiki Tschiki Tascha“ gezischt wird, und das zu sommerlichen Arrangements, wie bei „Cowboy Nudes“, dem heimlichen Hit auf „3 D Country“. Charmant auch, wie sie versteckt Blues und Gospel in ihr eigenes Indie-Gitarren Netz einbinden, wie bei „I See Myself“.
„2122“ hingegen ist ein Song, der gegen den Strich gebürstet ist und bei dem man sofort bemerkt, dass Cameron Winter ein eigenwilliger Frontmann sein muss, aber hört man die Arrangements an, dann tut es der Rest der Band dem Sänger gleich. Denn gerade bei dem Song passt das Motto: „Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Da werden Sounds aufgetürmt und dann wieder umgeschubst. Man merkt blitzschnell, bei „3 D Country“ liegen Genie und Wahnsinn dicht beisammen und auch, dass so etwas meist die packendsten Platten entstehen lässt. Wenn man dann auch noch soviel Humor und Schrulligkeiten hat wie Geese, hat man eine eigenartig tolle Platte.
Erschienen bei: PIAS & Rough Trade