Berlin 2.0 – Scherbenhügel

Erst einmal: Berlin 2,0 stammen nicht aus der Hauptstadt sondern aus Stuttgart, und damit haben wir die größte Verwirrung beiseite geräumt. Danach kann man anmerken, dass die Band ihre Musik selbst als „Death-Pop“ bezeichnen.

Was auch ein wenig passt, und dennoch würden die meisten Menschen es grob als Punk einordnen. Was auch nicht falsch ist, und es passt bei Songs wie „Kairo“ auch ganz gut. Dort greifen sie die Rechten an, die ihr Konstrukt auf Angst aufbauen, und dafür sorgen, dass die AfD derzeit bei über 20 Prozent liegt. Wobei sie die „Partei“ nicht benennen, und dennoch sind die Worte bei diesem Lied klar: „Versichert bis ins Grab und trotzdem in Gefahr / Man darf ja wohl noch sagen, dass früher mal mehr Deutschland war / Die wollen uns zerstör’n / Die wollen uns übernehm’n / Wer denkt denn an die Kinder? / Wenn jetzt alle Schwule werden?“ singen sie.

Aber man muss ja nicht nur Punk sein, um gegen Nazis zu sein, und so ist auch die Musik von Berlin 2,0 nicht auf eine Richtung beschränkt. Musikalisch haben sie gerne auch einen gewissen Schuss Hardcore in sich, und der Sänger krakeelt mit soviel Wut, dass man nur staunen kann. Aber auch Post-Punk ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Musik. Es ist aber eine sehr lebhafte Variation, bei der die Gitarren immer wieder mal herrlich noisig klingen und auch sonst der Sound sehr kompakt ist.

Das erkennt man nicht sofort, weshalb es ein Grower-Album ist, bei dem man immer etwas Neues entdeckt, und das ist ja nun auch nicht zwingend Standard bei diesem Genre. Zudem macht „Scherbenhügel“ Spaß und stachelt einen auch immer wieder an und hat zudem eine Haltung. Besser kann ein Album in diesen düsteren Zeiten nicht sein.

Erschienen bei: Flight 13

https://berlin-str.bandcamp.com/album/scherbenh-gel