The Afghan Whigs – How Do You Burn?

Es gibt Bands, die nach einem guten Album zerbrechen oder danach nur noch im Mittelmaß unterwegs sind, dann gibt es wiederum Bands die jahrzehntelang immer gute Alben herausbringen, sich meist treu und dabei immer wichtig bleiben. The Afghan Whigs sind so eine Band.

Diese haben sich bereits 1986 gegründet, und 1988 kam ihr Debüt „Big Top Halloween“ heraus, in den Neunziger Jahren wurden ihre Alben „Congregation“, „Gentleman“ und „1965“ fester Bestandteil der Alternative Musik des Jahrzehnts. Dennoch waren sie aber immer irgendwie in der zweiten Reihe, und das ist der Grund, weshalb es die Band nach einer Unterbrechung wieder gibt und sie seit den 10er Jahren wieder auf einem hohem Level Platten veröffentlichen.

„How Do You Burn?“ ist ihr neuntes, das dritte nach der Wiederkehr. Und das kann man sicherlich neben „Gentlemen“ als ihr größtes Werk betrachten. Wer jetzt denkt, dass man es bei dieser LP mit einem Alterswerk zu tun hat, der hat sich schon gleich beim Opener „I´ll Make You See God“ vom Gegenteil überzeugt. Dort gibt es kräftige Hard-Rock-Gitarren, und auch Frontmann Greg Dulli ist mit einer Energie dabei, dass man denken muss, man habe es mit einer jungen Band zu tun. Doch nur wild Energie freilassen gehört nicht zum Bandsound, und zum neuen Album auch nicht.

Dazu will die Band seit Beginn der Karriere vielschichtig sein, und ihr erklärtes Ziel ist es, Black Sabbath und Marvin Gaye musikalisch zu vereinen. Und so ist „How Do You Burn?“ ein Album, das krachenden Hardrock genauso wie zarte ruhige Momente zulässt, ohne dass es dabei zu gegensätzlich klingt. Denn nach dem Kracher als Eröffner kommt „The Getaway“. Das ist ein wahres Füllhorn, zwar an einigen Stellen kurz vorm Zerbersten, aber das ganze mit Streichern bestückt. Bei diesem Stück, das über Flucht handelt, ist dann auch noch Dullis alter Wegbegleiter Mark Lanegan dabei, der hier gesanglich zu hören ist.

„Bei „Catch A Colt“ ist man verwundert, wie viel Dynamik in Arrangements und auch im Gesang sein können, und dennoch klingt er so, als würden Afghan Whigs gute Tears For Fears-Songs singen, was aber als Kompliment gedacht ist. Bei „Jyja“ ist der Sound düster und klingt teilweise wie ein rabenschwarzer Post-Punk Song, der dabei ungemein mächtig wirkt. Aber auch ruhige Songs wie „Domino and Jimmy“ wissen einen in den Bann zu ziehen, das sanft folkige „Concealer“ ist spannend und hat leicht spacige Anekdoten in den Arrangements. Beim Schlusssong „In Flames“ gibt es auch Folk, aber auch psychedelischen Rock, und dennoch bleibt dieser Song kompakt und ausufernd zugleich.

Die Frage „How Do You Burn?“ kann man im Fall von Afghan Whigs immer noch mit leidenschaftlich und kraftvoll beantworten, denn es gibt keine schwache Stelle. Es lodert hier wie in jungen Jahren.

Erschienen bei: BMG / Warner

theafghanwhigs.com