Trentemøller – Memoria

Dass Anders Trentemøller sich vom stoischen elektronischen Sound abgewandt hat, den man in den Anfangstagen dem Techno zuordnen kann, ist ja schon lange bekannt, Man merkt seit langem, dass er mit Bands wie The Cure oder Siouxsie & The Banshees groß geworden ist und da auch sein Herz hängt. Das erkennt man spätestens seit seinem zweiten Album „Into The Great Wide Yonder“, und auch sein siebtes Werk „Memoria“ reiht sich in diese Tradition ein.

Diesmal muss man auch erkennen, dass er ein wenig weiter geht. Man hat das Gefühl, dass ihm die Atmosphäre wichtiger ist als ein packender Song oder eine sich entfaltende Melodie. Man kann hier nämlich ehrlich sein, es braucht Zeit, bis sich die Stücke öffnen. Vieles scheint verschwommen zu sein, und da ist man auch schon beim Shoegazing. Diesen Sound hört man hier ganz offen, nur dass der Däne dieses auf eine elektronische Klaviatur stützt. Doch Trentemøller und seinen neuen Langspieler „Memoria“ darauf zu beschränken, ist auch falsch.

Gerne hört man auch The-Cure-Gitarren und Bass-Sounds und lebhafte Cold und New Wave Sounds. Gerne stapelt sich der Sound zu großen Klangmauern. Dazu ist alles verdammt düster, und ein Song wie „Dead Or Alive“ wäre sicherlich der große Tanzflächenfüller auf einer Gothic-Veranstaltung. Denn hier gibt es creepy Gesang und wildes Klanggewitter, bei dem Nebel und Strobo-Licht man sich lebhaft vorstellen kann. „All Too Soon“ ist dann packender Post-Punk mit verträumtem Gesang von seiner Freundin Lisbet Fritze.

Bei diesem Album gibt es keine prominenten Gäste, vielmehr ist alles sehr familiär. Das kann man im ersten Moment auf den Lockdown schieben, doch das ist gar nicht der Hauptgrund, denn Anders Trentemøller ist vor zwei Jahren Vater geworden, und da war es pragmatisch, dieses Werk so aufzunehmen. Erstaunlich ist, dass diese LP doch klanglich sehr vielseitig ist, da gibt es Field Music, Electronica, Shoegazing, Wave, Post-Punk und auch jede Menge Dream-Pop, und alles ist ungemein stimmig.

Man muss nur gestehen, dass „Memoria“ sicherlich das Trentemøller Album ist, das am längsten braucht, um den Zugang zu finden, aber dann ist es genauso voller Größe wie alle Platten zuvor.

Erschienen bei: In My Room

www.trentemoller.com