Various Artists – Senza Decoro – Liebe + Anarchia in Switzerland 1980 – 1990

Als Ende der siebziger hierzulande die „Neue Deutsche Welle“ entstand, erlebte man auf einmal eine lebendige Szenerie. Es wurde seinerzeit soviel Kreativität freigesetzt, welches man zuvor höchstens beim Krautrock erleben durfte. Es war auch irgendwie logisch, dass es auch auf fruchtbaren Boden in anderen deutschsprachigen Ländern fallen musste.

Am meisten florierte es in der Schweiz, weshalb irgendwann auch der Genre-Begriff „Swiss-Wave“ entstanden ist. Die vorliegende Zusammenstellung „Senza Decooro“ beschäftigt sich mit Musik, die später als „Swiss Wave“ bekannt wurde. Das schöne an diesem Genre ist, dass er den Ausverkauf nie so erlebt hatte und selbst der größte Hit „Eisbär“ von Grauzone hat sich nie abgesetzt. Und so gibt es keinen Überhit auf diesen Sampler und lediglich Mittagseisen und Lilliput sind namentlich den einen oder anderen ein Begriff.

Der Rest hingegen ist dann für den meisten eine Entdeckungstour, die vom Kurator Mehmet Aslan zusammen gestellt wurde. Dieser lebte lange in Basel, war dort als DJ tätig und ist Kenner der Szene. Zusammengestellt hat er dann 15 ungewöhnliche Künstler mit Liedern, die weit weg waren vom Kommerz. Zudem sind alle Künstler sehr freigeistig unterwegs und manchmal erschaffen sie auch ein eigenes Universum.

„Asho II“ von Bells Of Kyoto ist ein Beispiel dafür, denn es ist ein sehr krautiges instrumentales Stück geworden, welches auch Free und Fusion-Jazz in sich trägt. „Mondfolklore“ von Die Weltraumforscher ist sphärische, elektronische Musik und Christian Pfluger alias „Die Weltraumforscher“ macht noch heute Musik. Der Opener KablyMarabu“ von Dr. Chattanooga & The Navarones ist ein fiebriger orientalischer Klangtraum, der aus der Rolle fällt.

Aber es gibt auch wunderlich und leicht spookyigen Cold-Wave von Unknownmix namens „Nightmare“. Elephant Chateau mit „Wir fangen mit Arbeit an“ ist auch ungewöhnlich, vor allem mit den Gesang der mit einem Akzent ausgestattet ist. Man merkt dass die Schweiz mehrsprachig ist, denn es sind hier Songs zu finden, die in Deutsch, aber auch auf französisch gesungen wurden.

Der Kurator Mehmet Aslan hat bei zwei Stücken auch noch einen eigenen Edit erstellt. Da „Senza Decoro – Liebe + Anarchia in Switzerland 1980 – 1990“ aus dem Hause Strut ist, kommt diese tolle Compilation auch mit einem informativen Booklet ausgestattet und überzeugt insgesamt, mit viel Kenntnis und Liebe zur Musik.

Erschienen bei: K7 / Strut Records

https://strut-records.co.uk/