Nullmillimeter – Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd

Bei der Band Nullmillimeter vermutet man eine richtige Newcomer-Band, zumal sie mit dem durchaus humorvollen Titel „Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd“ ihr Debüt heraus gebracht haben. Es gibt noch einen weiteren Grund, dass man hier die Fährte aufnimmt, es mit einer jungen Band zu tun hat.

Denn die Musik schafft es, auch gerne treibend und forsch zu klingen. Dazu dann noch eine Frontfrau, die stimmlich klingt als wäre man in einer Lolita-Falle gefangen. Klar, wir haben es bei „Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd“ mit einem Erstlingswerk zu tun, aber die Musiker waren schon zuvor teilweise tätig bei Gisbert zu Knyphausen, und auch die junge Stimme von Naëma Faika hat schon ordentlich Erfahrung auf dem Konto. So war sie schon für Tom Liwa, aber auch Olli Schulz dabei. Nun haben sie sich zusammengetan und nennen sich Nullmillimeter.

Auf ihrem gerade erschienen Album wirken sie beim ersten Hören ein wenig wie eine nachdenkliche Version von Wir sind Helden. Man hat es hier mit einer schlauen Version von Deutsch-Pop zu tun. Dabei halten sich Nullmillimeter angenehm zurück und lassen vielen anderen den Vortritt für den Airplay und die große Scheinwerferfernsehproduktion. Nullmillimeters Musik öffnet sich erst nach und nach, und erst dann bemerkt man, dass die Band viel mehr kann. Da muss man erwähnen, wie sie ihre Songs ausstaffieren, und selbst bei kleinen Hits wie „Nö Du“ lassen sie kraftvolle aber luftige Bläser durch den Song ziehen. Erstaunlich ist, dass man die Vielfalt in den Arrangements nur sehr schwer erkennt, sie aber da ist und einen heimlich beeindruckt.

So ist es auch mit den Texten, denen kann man Schlauheit nicht abstreiten, und dennoch wollen sie nicht als Klassenbeste oder Streber hier das Rennen machen. Das ist ein großes Plus, und bei so tollen schwelgerischen Songs wie „Long Nights“ kann man auch Parallelen zu so hochkarätigen Acts wie Ja, Panik erkennen, und im Gesamtbild als Missing Link zwischen eben besagter Band und Klee und auch Wir sind Helden. Da kann man gespannt sein, wie diese vermeintliche Dezentheit und die Feinheiten bei einem Konzert sich entfalten.

Erschienen bei: Fressmann / Indigo

nullmillimeter.de