Mark Ronson – Late Night Feelings

Man möchte manchmal einen Blick auf das Smartphone von Mark Ronson erhaschen, oder besser gesagt, auf das Telefonbuch darin. Schon bei seinem zweiten regulären Album „Version“ hatte er eine Gästeliste, die aus bekannten Musikern und Newcomern bestand. Beim letzten Album hat er dann mit Bruno Mars den Überhit „Uptown Funk“ gelandet. Ganz nebenbei hat er Amy Winehouse‘ Karriere einen Riesenschritt gegeben, und seine Arbeiten wurden mit Grammys und einem Echo belohnt.

Nun ist „Late Night Feelings“ draußen, und auch hier beweist er, dass sein Telefonbuch mit exquisiten Namen bestückt ist. Doch erst einmal klären wir die Frage, weshalb das Herz auf dem Cover entzwei ist. Mark Ronsons Ehe ging zu Ende, und so betrachtet, haben wir es mit einem Trennungsalbum zu tun. Wer jetzt aber weinerliche Songs erwartet, der wird sich ein wenig täuschen. Melancholie ist zwar auf „Late Nate Feelings“ präsent, und dennoch sind die Songs durchaus tanzbar, auch wenn so ein Funk-Monster wie besagtes „Uptwon Funk“ hier fehlt.

Man kann die Songs eher in der Tradition von Gloria Gaynors „I will Survive“ betrachten, nicht zwingend im musikalischen Sinn, mehr im Text. Es wird nicht bereut, und man genießt das Leben, auch wenn man nachts alleine im Bett liegt. Musikalisch sind die Songs gerne mit einem leicht verträumten Antlitz versehen, und man kann hier Parallelen zu vielen Robyn-Songs ziehen, und hört man einen Song wie „True Blue“, welcher mit Angel Olsen aufgenommen wurde, kann man auch verträumte Unschuld von Italo Disco hier entdecken. Das Schöne an diesem Lied ist, dass er dabei aber nicht kitschig ist, sondern einen sanft umflirtet.

Und schon sind wir wieder beim Telefonbuch von Mark Ronson, denn auch diesmal hat er tolle Gäste am Mikrophon. Auffallend ist, dass es diesmal nur Frauen sind, die er eingeladen hat, vielleicht heilen Trennungswunden leichter, wenn Frauen singen. Die Single „Nothing Breaks Like A Heart“, gemeinsam mit Miley Cyrus aufgenommen, ist hinlänglich bekannt und dennoch noch immer ein schöner Ohrwurm.

Das Titelstück mit Lykke Li ist auch ein smarter Ohrwurm, der aber nicht zu aufdringlich ist. „FindU Again“ hingegen hat mehr Bass und ist doch recht poppig, Camila Cabellos Stimme wird manchmal mit Vocoder ganz sanft nachgeholfen. Die Newcomerin King Princess ist bei „Pieces Of Us“ recht handzahm unterwegs, und auch die Melodie greift nicht so wirklich. An Yebba hat Mark Ronson scheinbar einen Narren gefressen, diese darf zwei Songs verschönern und zeigt, dass sie eine große Stimme hat. Mit Alicia Keys ist dann noch ein Weltstar zu hören, und „Truth“ ist ein ziemlich guter R´n´B Song geworden, anschmiegsam und dennoch wild genug, und der Refrain ist zwischen lieblich und leicht verrückt.

Man muss zugeben, dass „Late Night Feelings“ wesentlich leisere Töne anschlägt als sein Vorgänger, aber es hat dennoch ungemein viel Charme und beweist, dass Musik für Massen auch klug sein kann.

Erschienen bei: Columbia / Sony Music

www.markronson.co.uk