Ingolf – Exil
In den lebhaften neunziger Jahren hat Ingolf Techno-Compilations erstellt und hatte sogar ein eigenes Label, wo einige Acts ihre Musik herausbringen konnten. Anfang der 2000er brach alles zusammen. Die Menschen besorgten sich Musik über Napster, und so musste er sein Studio für Fernseh- und Radio-Produktionen nutzen.
Es sicherte ihm das Überleben, aber sein Herzblut steckt die ganze Zeit in der Musik, weshalb er 2020 seine musikalischen Wurzeln suchte. Dass die Menschen damals Napster einfach nebenbei nutzten und es heute durch Streamen nicht anders ist, scheint Ingolf noch immer zu wurmen, Deswegen ist auf seinem Album „Exil“ kein Song in der Spotify-förderlichen 2:30-Minuten-Spieldauer gehalten, und somit muss man als Hörer ein wenig innehalten. Allerdings bearbeitet Ingolf nicht mehr das Techno-Feld, mittlerweile macht er im Groben RockPop. Diesen reichert er aber mit elektronischen Klängen an, auch hat die Musik ganz dezente poppige Wave-Momente. Manchmal gibt es auch eine melancholische Melodie. Mal sehr dezent, wie bei „Don´t Go Back“, und dann auch ein wenig zu theatralisch, wie bei „My Love“.
Der Opener „Wonderful Life“ ist ein leicht dunkler Pop-Hit, der durchaus im Radio laufen könnte. Doch man muss auch sagen, dass die meisten Songs ein wenig aus der Zeit gefallen sind. Das muss man auch nicht negativ bewerten. Denn es steht ihm gut zu Gesicht, und er ist auch keine 20 Jahre mehr alt und muss sich oder jemand anderem etwas beweisen. Zudem hat er auch selbst gesagt, dass er nicht Musik für die Generation Streaming macht. Es passt also.
Erschienen bei: 30X Musikproduktion