Everything But The Girl – Fuse

Wenn eine Band sich fast ein Vierteljahrhundert zurückzieht und dann wieder auftaucht, kann man gerne das schnell verwendete Wort „Comeback“ nutzen. Oft ist die Wiederkehr auf die Bildfläche bei so langer Zeit aber mit Vorsicht zu genießen.

Die musikalische Welt hat sich verändert, und das neue Werk wirkt oft blass. „Fuse“ ist das neue Album von Everything But The Girl nach 24 Jahren und tatsächlich der Pandemie zu verdanken. Denn die Eintönigkeit war der Antrieb für die neuen Songs. Doch wer jetzt ein deprimierendes und langatmiges Werk erwartet, wird überrascht sein. Obwohl auf der neuen Platte der musikalische Vibe der Neunziger Jahre mitschwingt und man oft auch an Musik von Eurythmics und Annie Lennox erinnert wird, ist dieses Album ungemein frisch .

Ebenfalls beeindruckend ist, dass „Fuse“ im Grunde der Soundtrack war, wo nichts passierte und man hört es der Musik an. Dennoch langweilt man sich nicht einen Moment, denn Everything But The Girl schreiben noch immer Songs, die zärtlich, innovativ und vor allem klug sind. Die Arrangements von Ben Watt sind gut abgestimmt und nicht überladen und klingen dabei immer sehr elegant, ohne steif zu wirken. Das ganze passt wunderbar zur Stimme von Tracey Horn. Kein Wunder, dass es so gut klingt, denn immerhin kennen sich beide schon seit 1982 und sind auch privat ein Paar. Vielleicht ist auch das der Grund, warum „Fuse“ so stimmig klingt und man auch das Gefühl hat, ein sehr intimes Werk zu hören.

Dass dabei jeder Song auch noch umwerfend ist, die DNA wahrt und dennoch ins Jahr 2023 passt, wie der Opener „Nothing Left To Lose“ ist großartig. „Fuse“ ist sicherlich eines der Highlights dieses Jahres und beweist, dass nicht alle Corona-Platten und Comeback-Alben überflüssig sind. Eher das Gegenteil ist der Fall, es bräuchte noch mehr solche LPs wie „Fuse“ von Everything But The Girl.

Erschienen bei: Virgin

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