John Grant – Boy From Michigan
Sufjan Stevens hat mit dem 2003er Langspieler „Greetings From Michigan The Great Lake State“ Michigan damals schon ausreichend gehuldigt, so dass eine weitere Platte über den US-Bundesstaat ein angenehmer Bonus ist. Nun hat John Grant mit „Boy From Michigan“ auch ein Werk für Michigan fertig.
Dieses ist aber ein wenig schwerere Kost, denn es geht dabei um einen Jungen, der schon früh erkannte, homosexuell zu sein. Er hadert mit sich und vertraut sich seinen Eltern an. Der Vater hat kein Verständnis für den Jungen und sagt „dass so etwas nicht sein darf“. Der Junge aus Michigan ist John Grant, und auch als Mann mit über 40 Jahren lassen ihn diese schwere Zeit und das Unverständnis seines Vaters und des gläubigen und stark konservativen Umfelds nicht los. So verarbeitet der ehemalige The Czars-Musiker und deutschsprechende John Grant auf „Boy From Michigan“ seine Kindheit und Jugend.
Musikalisch gibt es eine Fortführung seines Vorgänger-Albums „Love Is Magic“. John Grant bewegt sich erneut auf elektronischen Pfaden und vor allem im Synthie-Pop, ohne dabei wie ein Relikt aus den Achtzigern zu klingen. Einen Unterschied zur letzten Platte gibt es dann doch: Die Songs sind öfter nachdenklich und balladesk, was man schon beim Titelstück und zudem Opener bemerken kann. Da merkt man, dass John Grant mit seinem Verhältnis zum Vater noch immer hadert, aber gleichzeitig zeigt es auch dass der American Dream auf viele verlogene Facetten aufbaut.
„County Fair“ klingt wie ein verdammt schüchterner Pet-Shop-Boys-Song, bei dem Tränen die Wange hinunter kullern. Doch es gibt auch andere Momente, wo man das Gefühl hat, sich zu befreien und die Beats einen in Richtung düsterer Dancefloor schicken, wie bei „Your Portfolio“. Da klingt der Song wie aus dem Weltraum mitsamt Vocoder-Gesang, der dann auch manchmal verrückt klingt und eher wie Spoken Word anmutet. Dieser Song klingt wie ein aus dem Ruder geratener Song von Airs „Moon Safari“. „Beast In Me“ hat auch wuchtige Beats und klingt dann doch wie ein Achtziger-Jahre-Song, bei dem man viel gewagt hat.
Bis jetzt hat John Grant schon immer sehr Persönliches in seine Musik getan, was bei „Boy From Michigan“ aber nun noch eine Steigerung erfährt.
Erschienen bei: Bella Union / PIAS / Rough Trade