Midlife – Automatic
Eine Band Midlife zu nennen und dabei selber doch eher Anfang zwanzig zu sein, das ist doch schon mutig. Schließlich will man in dem jungen Alter einen drauf machen und nicht über mögliche Krisen im mittleren Alter sinnieren. Im Fall der vorliegenden Band, die sich halt Midlife genannt haben, ist es durchaus sinnvoll.
Schon beim Debüt „Phase“ hatte man das Gefühl, dass hier eine Band am Werke ist, die klingt, als hätten sie schon so viele Weisheiten eingeatmet, dass man schon mindestens eine 4 als erste Ziffer im Alter hat. Jetzt, zwei Jahre später, ist der Nachfolger „Automatic“ da, und auch hier klingen die vier Australier, als wären sie in einen Topf mit Reife geplumpst.
Doch keine Sorge, es ist auch nicht so, dass man denkt, sie hätten durch ihre Schlauheit die Spielfreude abgelegt. Dabei machen die Herren im Groben gesagt Jazz-Fusion, und das ist ein Genre, das lange Zeit irgendwie verpönt war. Doch in Zeiten, wo Yacht-Pop bei der Jugend wieder abgefeiert wird und Fleetwood Mac oder Steely Dan wieder geschätzt werden, da kann dieses Genre auch eine Renaissance erleben.
Vor allem, wenn man es so frisch und modern präsentiert wie Midlife, und das ganze auch schön ohne Scheuklappen. Deswegen sind die Referenzen vielfältig und umspannen Can genauso wie Herbie Hancock aber auch Daft Punk ist im Portfolio. Klingt interessant, und so klingen dann auch die sechs Stücke.
Diese geringe Anzahl ist nicht schlimm, denn die Songs bekommen immer ihren zeitlichen Auslauf, und so sind acht oder neun Minuten eher Standard. Genug Raum, um sich zu entfalten und auch mal andere Wege zu beschreiten. „Downstream“ ist am Anfang schon ein wildes Hin und Her mit Fusions und Synthieklängen, und ab der zweiten Hälfte des Songs groovt die Musik und bringt sogar eine Querflöte geschmackvoll in diesen Kontext.
Bei „Citations“ hat man das Gefühl einer noch entschleunigten Version von Steve Miller Bands „Fly Like an Eagle“, die sogar auf die „Too Slow To Disco“-Compilation gut gepasst hätte und ganz nebenbei herrlich leichte spacige Bubbles auspustet. Auch der Opener „Rare Air“ wird nach außerhalb der Erd-Atmosphäre geschossen, und dennoch gibt es sanften Gesang, der manchmal an Erland Öye erinnert und dazu buntes Fusion. Beim Schlusssong wird es noch funkig und hat dann Vocoder-Gesang, der mal richtig gut klingt. Man kann sagen, dass Midlife mit „Automatic“ der Jazz-Fusion ein richtig frisches Update verpasst haben.
Erschienen bei: PIAS / Rough Trade