Other Lives – For Their Love
Dass Other Lives nicht allzu gerne im Mittelpunkt stehen, kann man ganz gut feststellen, wenn man einem Konzert der Band beiwohnen durfte. Dort spielen sie sehr leidenschaftlich, wirken aber bescheiden und schüchtern und vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ihre Platten nicht im schnellsten Intervall um die Ecke geschossen kommen.
Ihr letztes Werk „Rituals“ hat schon fünf Jahre auf den Buckel und nun kommt der Nachfolger und Album Nummer vier namens „For Their Love“. Wieder machen Other Lives nicht einen Fehler und die schönsten Songs zwischen Folk, Americana, Indie und Kammerpop haben sie ganz nebenbei geschrieben. Dabei sind die Songs dringlicher, aber auch ein wenig melancholischer geworden als beim letzten Langspieler.
Was aber „For Their Love“ sehr gut tut ist, dass sie in vielen Fällen eine ausgefeilte, aber durchaus feingliedrige Dynamik und eine mittelgroße Portion an Pathos eingebunden haben. Dabei ist es bestimmt so gewesen wie immer bei dieser Band, dass sie lange überlegt haben wie es klingen muss. Und vermutlich vergingen Tage mit der Überlegung, wo der Part mit Bläsern hinkommt, ob an der anderen Stelle Kastagnetten passen oder die Pianos nun schnell gespielt werden sollen oder doch nur als zärtliches Tupfen.
Doch es passt immer und überall und da ist es egal ob die Arrangements uns in den schönsten Kammerpop-Himmel hieven, wie etwa beim Opener „Sound Of Violence“ oder beim herrlich tänzelnden „All Eyes – For Their Love“. Und selbst wenn sie sich zurückhalten wie bei „Sideways“, „Lost Day“ klingt wie ein phantasiereicher Song von The National, den Matt Brenninger vielleicht nicht mehr hinbekommt. Wer bei The National seit zwei, drei Alben die Dichte und Intensität vermisst hat, wird mit „For Their Love“ den besten Ersatz weit und breit finden. Eines der besten Alben des Jahres.
Erschienen bei: PIAS Recordings / Rough Trade