Beth Gibbons – Lives Outgrown
Beth Gibbons war noch nie der Mensch, der sich gerne ins Rampenlicht stellt oder dort anzutreffen ist, wo viele Menschen sind. Schon in der Jugend hat sie lieber zuhause mit ihrer Mutter Schallplatten gehört, als auf Party sich herum zu treiben. Im Prinzip hat sich ihre Zurückhaltung nie geändert.
Mit ihrer Band Portishead hat sie drei Alben herausgebracht, die aber nie auf die Schnelle erschienen ist. 2002 nahm sie mit dem Talk Talk Musiker Rustin Man das eindrucksvolle Album „Out Of Season“ auf. Auf dem Album hat sie Songs veröffentlicht, welches ähnlich dunkel sind, wie die von Portishead, aber der Sound war analog und mit alter Technik aufgenommen. 2019 nahm sie mit dem Polish National Radio Symphony Orchestra ein Album mit der Musik von Henryk Górecki.
So betrachtet ist „Lives Outgrown“ ihr erstes echtes Solo-Werk und auch dieses ist wieder ungewöhnlich und eine Großtat. In den Texten geht es dabei um dass zeitlich beschränkte Leben. Momente die schnell verfliegen und auch einige Lasten die man im Leben erlebt. Die schwerste Last, die man sich aufbürden kann, ist sicherlich die Verlust von Menschen und vor allem welche die einen als Freund oder Familienmitglied betreffen. Auch Beth Gibbons hat diese in den letzten Jahren erlebt und verarbeitet das auf diesem beeindruckenden Langspieler. Allerdings geht es in anderen Liedern auch über das Glück in der Mutterschaft.
Man kann sagen dass auf „Lives Outgrown“ um das ganze Leben handelt. Allerdings liegt der Schwerpunkt doch oft auch Lebenskrisen, die man immer wieder überwinden muss. Dementsprechend fallen die Songs wie gewohnt schwermütig aus, was einen aber auch nicht verwundert. Auffallend gegenüber ihr Album mit Rustin Man, dass es klanglich zwar durchaus ein paar Parallelen haben und dennoch mutiger ist.
Der Einstieg „Tell Me Who You Are Today“ hat ein auffallendes kraftvolles Schlagzeug, Streicher die bedrohlich sind und die restlichen Arrangements sind ebenso düster. „Floating On A Monument“ ist klanglich in Teilen versöhnlicher und behutsamer. Gitarrensaiten werden sanft und filigran gespielt und dazu ein lieblicher Chor, der sich zu dem Gesang von Beth Gibbons gesellt. Das ist sicherlich ein der stärksten Songs von ihr. Aber es gibt andere Songs die mutiger sind.
„Rewind“ hat eine ungewöhnliche Ansammlung an ungewöhnlichen Noise. Man hört dezente Rückkopplungen, kraftvolles Schlagzeug und Streicher und dennoch schafft es dieses Lied auch wieder abzuschwellen. Noch mehr Wall Of Noise trägt „Beyond The Sun“ in sich, bei denn auch wild quietschende Saxophone und Flöten einen über den Weg laufen und vom Aufbau auch Jazz-Strukturen in sich hat. Es gibt aber jede Menge Songs wie dass mit Streichern hübsch geschmückte „“Lost Changes“ oder das dunkle „Oceans“ welches eine Brücke zum besagten „Out Of Seansons“ schlägt.
„Lives Outgrown“ ist dass neuste Meisterwerk von Beth Gibbons und dass erste welches sie als Solo-Künstler heraus gebracht habe.
Erschienen bei: Domino Records