Mattiel – Georgia Gothic
2019 war das zweite Album „Satis Factory“ von Mattiel eines der Highlights des Jahres. Dabei ging die Platte des Duos aus Atlanta /Georgia leider ein wenig unter, obwohl es ungemein zeitlos klang. Die elterlichen Plattensammlung von Atina Mattiel Brown mit Vinyl aus den sechziger Jahren spiegelte sich auch in der Musik von den beiden wider.
Mit „Georgia Gothic“ ist nun nach drei Jahren der Nachfolger da, und man muss schon sagen, dass es wie eine kleine Weiterentwicklung klingt und man sich neben den Sechzigern auch die Siebziger ein wenig als Standbein gesucht hat. Wobei das Wort Standbein kalkuliert klingt, doch das ist die Musik von Mattiel nun absolut nicht. Diesmal sind die Songs kompakter und auch geradliniger, nicht mehr ganz so fein und auch nicht mehr so leicht verspielt.
Dafür ist der ganze Sound ein wenig rockender geworden, ohne dass der Charme des Besondere verloren gegangen ist. Der Rock ist vor allem in den Gitarren zu erkennen, denn die sind zwar nicht massiv, vermitteln aber oft ein dunklen Antlitz. Da gibt es dann einen Song wie „Blood In The Volk“ bei dem dieses der Fall ist, und dabei ist dieser doch ein Folk-Song mit dunklem Herzen und feiner Melodie. Da wären wir bei einer der ganz großen Qualitäten von Mattiel, denn einen Song wie „Lighthouse“ sollten die Spatzen von Dächern pfeifen in einer guten Welt. Zumal dieser Song auch eine Frohnatur ist und sich auf die Menschen überträgt.
Noch eine Gabe, die Mattiel beherrschen, man kann die Emotionen verstehen anhand der Musik, auch wenn es vielleicht mal dunkler wird, und genauso kann man aber auch vor Freude bei besagtem Song durch die Wohnung hopsen. Doch Mattiel haben noch eine weitere Superkraft, denn sie wissen, wie man Songs arrangiert. Dazu muss man manchmal im Hintergrund genauer hinhören, manchmal ist es aber auch offensichtlich.
Da kann man als Beispiel „Subbterran Shut In Blues“ nennen, zwar ist der durchaus ein Bluesstück, aber mit soviel Glanz wie ein James-Bond Song. Gerne drehen und verändern sich die Songs, meist eher im Kleinen aber dennoch wirkungsvoll, und auch die musikalische Bandbreite ist beeindruckend. Eines der Alben des Jahres.
Erschienen bei: PIAS / Rough Trade