Rustin Man – Clockdust
Wo kommt denn eigentlich der Eifer her? Denn für Elan ist Paul Webb alias Rustin Man nun wirklich nicht bekannt. Wir erinnern uns, er war Mitglied bei der kommerziell wie künstlerisch erfolgreichen Band Talk Talk, die 1991 mit „Laughing Stock“ ihr letztes und bestes Album herausbrachten. Danach war für immer Funkstille.
Mitte der Neunziger brachte Webb mit dem ehemaligen Talk-Talk-Mitstreiter Lee Harris zwei Alben als .O.Rang heraus, die aber kaum wahrgenommen wurden. 2002 tauchte er dann als Rustin Man gemeinsam mit Portishead-Sängerin Beth Gibbons und dem Album „Out Of Seasons“ auf. Das passte, denn beide sind nicht dafür bekannt, in Schnelligkeit zu arbeiten, dafür aber auf hohem Niveau, und so kann man diese Platte als Meisterwerk werten. Danach hat er wieder 17 Jahre gebraucht, um mit „Drift Code“ alleine aufzutauchen.
Jetzt ging es schnell, denn „Clockdust“ ist ein Jahr später da, und man kann sagen, das es stimmiger ist als sein Vorgänger. Man kann also feststellen, dass Paul Webb auch schnell kann, und das auf hohem Level. Diesmal wirkt alles wesentlich stimmiger, und es ist auch zu schön, dass er seine Musik in Richtung Vaudeville und leichten Jazz ausgeweitet hat.
Dabei schafft er es, dass es nie verkopft und lehrerhaft daherkommt. Ein Beispiel ist „Old Flamingo“, da gibt es schwermütige Bläser, einen Männerchor, der es den Bläsern gleichtut, und dabei wagt Webb Avantgarde und gibt einem manchmal das Gefühl, den Missing Link zwischen dem alten Scott Walker und Walkers Album „Tilt“ gefunden zu haben. Dabei verbindet Webb das Analoge mit großen Klangbildern, die Mut zum Wagnis haben und dennoch verständlich sind. Gut, „Night In Evening City“ ist dann doch schon sehr künstlerisch und zu abstrakt, so dass man schon Schwierigkeiten haben kann, es zu verstehen.
Anders ist es bei Songs wie dem Schlusslied „Man With A Remedy“, wo Rustin Man dicht an Großtaten von David Bowie kommt. Wie schon gesagt, trotz der schnellen Veröffentlichung ist „Clockdust“ hier qualitativ sehr hochwertig unterwegs.
Erschienen bei: Domino / GoodToGo