Leto – Wider
Man muss schon zugeben, in den letzten Jahren hat sich viel getan in Bereich kraftvoller Gitarren-Punk, der aber lieber in Richtung EA80 ausschlägt als Slime. Letzteres ist ja auch schön, doch dieses Feld wurde schon früher gerne kultiviert, während ersteres eher stiefmütterlich betrachtet wurde.
Doch seit ein paar Jahren herrscht reges Treiben mit Bands wie Captain Planet oder Love A. Auch das Debüt „Vor die Hunde“ von Leto vor zwei Jahren haute in diese Kerbe, und irgendwie kam sie leider nicht so zur Geltung wie die Platten der eben genannten Band. Nun ist der Nachfolger „Leto“ da, und auch hier machen die Herren aus Hamburg nichts falsch.
Erst einmal bewundert man, wie Leto es schaffen, ihre Songs so kompakt zu bekommen, und auch wie pudelwohl sie sich im Postpunk fühlen. Doch sie wählen nicht die düstere stoische Variante des Genres, sondern eher eine, die einen kleinen Arschtritt verpasst. Ein Paradebeispiel für diese These ist „Treibsand“; die Gitarren sind geschärft, der Takt ist forsch und der Gesang mehrstimmig, das sorgt für jede Menge Druck. Das macht schon ordentlich Spaß, und dennoch bleiben ihre Texte wichtig, ohne zu schwere Kost über dem Hörer abzuladen.
Musikalisch ist es meist druckvoll und wird gerne mit Emo, Hardcore, Indie und Punk aufgewertet und das ganze ungemein frisch serviert. Auch die Screamo-Momente von Frontmann Jörkk Mechenbier können sich sehen lassen, und auch sonst ist er immer mit ordentlich Kraft in der Stimme unterwegs. Der Begleitgesang tut es ihm gleich, was zusammen vital klingt und einen blind mitreißt. Auf „Wider“ passt alles zusammen und hat nicht einen Schwachpunkt, und noch ist Platz auf dem Feld.
Erschienen bei: Rookie Records / Indigo