Detlef Diederichsen – Volkskunst aus dem Knabengebirge
„Ich wollte nie Popstar werden, nicht Freddie Mercury, David Bowie oder Mick Jagger waren meine Role Models, sie hießen eher Van Dyke Parks, Ron Elliott oder Harry Nilsson.“ Das sagt Detlef Diederichsen über sich, und man muss sagen, dass ist ihm durchaus gelungen. Denn kaum einer ist so weit weg vom Popstar wie er.
Detlef Diederichsen gründete die Band „Die Zimmermänner“, mit der er NDW mit Wave und Avangarde verband, und das Album „1001 Wege Sex Zu Machen Ohne Daran Spaß Zu Haben“ ist ein unbekanntes Meisterwerk. Zudem war als Autor für die Sounds und Spex tätig und seit 2006 für Musik, Tanz und Theater im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zuständig.
Vor 38 Jahren brachte Detlef Diederichsen mit „Volkskunst aus dem Knabengebirge“ sein Solo-Debüt heraus, welches auch sein einziger Alleingang geblieben ist. Dieses Werk stolperte knietief hinein in die Neue Deutsche Welle, die damals schon so hohe Wellen schlug, dass selbst Dieter Thomas Heck Acts dieses Genres in seine „ZDF Hitparade“ eingeladen hatte. Doch da passte der durchaus eigenbrötlerische Sound von Detlef Diederichsen nicht hinein, und ich denke, das hätte er auch nicht gewollt, dann wäre er ja tatsächlich Popstar geworden.
Denn auch auf seinem Album war er durchaus avantgardistisch unterwegs, somit waren keine richtigen Hits da. Viel zu sperrig waren vor allem die Strophen und Melodien. Oft hat er viele Wörter in die Zeilen gezwängt, die etwaige Hitqualitäten verstellten. Selbst wenn er sich, wie bei „Helmut Hört Heiße Hits“, an die Abmessung gehalten hat, dann waren die Melodien dennoch ab von der Spur.
Seine Musik ist irgendwie verspielte elektronische Musik, die aber eine anarchistische Haltung hat. Das bedeutet, die Beats sind auch mal polyrhythmisch, und die Synthie-Flächen wirken (wie beim erwähnten Song) auch mal stoned. Was die Musik auch auszeichnet ist, dass seine Texte vor Absurditäten überquellen, was man schon an den Songtiteln wie „Knastbrüder erinnern sich“ oder „Zuckende Chamäleon Hits“ bemerken kann.
Detlef Diederichsen ist ein Geschichtenerzähler, und das von schiefen Storys, daher ist er eher ein Van DykeParks (auch wenn sie textlich und musikalisch sehr weit weg sind) als ein Popstar.
Erschienen bei: Tapete Records