Der Englische Garten – Bei Tag und Nacht

Irgendwie passt hier alles! Das Cover von „Bei Tag und Nacht“ ist farbenfroh, und man sieht unbeschwerte alltägliche Momente. Alles scheint schön zu sein, und dann nennt sich die Band Der Englische Garten. Genau wie der Park in München, und so könnte die Musik dann auch klingen. Herrlich unbeschwert, und das alles ohne die (uns Norddeutschen nachgesagte) gewisse Arroganz.

Nein, die Band stapelt eigentlich tief, was auch daran liegt, dass die ersten beiden Platten zwar geliebt wurden, aber es dennoch nicht für ein kleines bisschen Ruhm gereicht hat. Vielleicht hat die Band auch damit gehadert, weshalb es vom letzten Album bis „Bei Tag und Nacht“ sieben Jahre gedauert hat.

Doch diese Abstinenz hat der Band ganz gut getan, die Songs haben ein schönes Antlitz und etwas Edles wie von Bands wie Aztec Camera. Dazu bringt die Band Pop, Indie, Northern-Soul, eine abgewandelte Variante von Ska und feinen Gitarren-Pop, der von The Smiths bis zu den Sternen reicht. Dabei entstehen tolle Melodien, die sogar zum Hit reichen, wie „Ein Guter Plan“. Herrlich beschwingt sind die Gitarren-Akkorde, dazu Bläser, der Gesang ist bejahend und der Text zwar niedlich, aber die Kernaussage auf den Punkt.

Dieser Song schwirrt dann im Kopf wie eine Horde Bienen um einen Blumenstrauß. Aber auch die zehn weiteren Songs sind alles feine Darlings, „Mitten in der Nacht“ lässt die Ska-Beine wackeln, „Ruf Doch mal An“ hat sogar einen Samba-Hüftschwung, „Am Ausgang des Verstandes“ ist textlich klug und dennoch herrlich geradlinig, „Prioritäten“ ist Hamburger Schule (kennt man diesen Begriff überhaupt noch?) mit Orgel-Inferno.

Man merkt, „Bei Tag und Nacht“ ist furios und eine der Platten des Jahres. Nur zu schade, dass das Bandmitglied Bernd Hartwich dieses nicht mehr erleben darf, er verstarb im März dieses Jahres.

Erschienen bei: Tapete / Indigo

www.der-englische-garten.de/band/