Dream Wife – So When You Gonna…

Das Debüt „Dream Wife“ von der gleichnamigen Band war dann doch eine mittelschwere offensive Ansage. Die drei Damen haben damals dem Indie-Rock die Krallen gezeigt und gegebenenfalls auch mal Kratzer zugefügt. Das ist jetzt zwei Jahre her, und nun kommt der Nachfolger „So When You Gonna…“, bei dem sie diesmal oft wesentlich filigraner zu Werke gehen.

Die Arrangements nehmen sich gerne mal ein oder zwei Gänge zurück, und so entstehen Songs wie „Hold On Me“, die ungemein große Melodien haben. Dennoch wird der Stempel nicht fest aufgedrückt, und so ist der besagte Song ein Dream-Pop-Hit. Auch Balladen wie das Schlussstück „After The Rain“ gelingen den Damen locker aus dem Handgelenk. Aber sie haben die Qualitäten ihres Erstlingswerks auch beibehalten.

Da kann man den Opener „Sports!“ nennen, dieser beginnt erst einmal mit einem Schimpfwort, dann öffnet sich ein sehr schöner Indie-Hit mit hektischem Takt, Gitarren, die im Jogging-Tempo Zickzack laufen und ein Gesang, der zwischen Sprechgesang und leicht angekratzt daherkommt und die Lücke zwischen Operator Please und Long Blondes schließen würde. Doch Dream Wife können auch ordentlich gegen den Strich gebürstet klingen, wie beim Titelstück, bei dem der Rhythmus klingt, als hätte er eine Palette Energy-Drinks in sich, die Gitarren diesmal wieder im Zickzack, der Gesang gerne auch mal kreischend. Die Damen können also noch die Krallen ausfahren, aber es ist mindestens genauso schön, wenn sie mal etwas langsamer zur Tat schreiten.

Doch textlich nehmen Dream Wife diesmal auch keine Rücksicht und besingen Themen, die andere (leider) kaum besingen. Es geht um Gleichstellung zwischen Mann und Frau, aber auch Abtreibung und Fehlgeburten werden hier thematisiert, und das ist wichtig und gut. Die Band zeigt genau, was ihnen wichtig ist und setzt Grenzen, lässt musikalisch aber Überschreitung der selbigen zu. Das bedeutet, man kann auch dem dritten Album wieder entgegenfiebern.

Erschienen bei: Lucky Number

www.dreamwife.co