Moby – All Visible Objects
Über Moby muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, denn mit seinem Album „Play“ hat er ein Meisterwerk des Downbeats geschrieben. Doch man muss gestehen, dass dieser Langspieler schon 21 Jahre auf dem Buckel hat (aber dennoch noch frisch klingt) und er seitdem musikalisch nicht mehr viel Überzeugungs-Arbeit geliefert hat. Selbst seine Vorliebe zu unterschiedlichen Genres hat er schon lange abgelegt, weshalb seine nachfolgenden Platten alle irgendwie gleichgültig erschienen.
Auch der neuste Streich „All Visible Objects“ übertrifft „Play“ nicht und überzeugt nicht zwingend mit Bandbreite. Dennoch muss man gestehen, dass es eines der besten Alben seit dem besagten „Play“ ist. Dabei sind die Beats hier auch meist im Downbeat, oder manchmal ist es auch gen Ambient ausgerichtet. Aber „All Visible Objects“ hat eine besondere Wärme in den Songs, die hier eindeutig hervorzuheben ist.
Da muss man sich das meist sehr langsame „Too Much Change“ anhören, das Piano ist auf Moll gestimmt, aber der Gesang von Apollo Jane strahlt so viel Herzliches aus, und zum Ende hin wird sogar noch mal dezent am Tempo gedreht. Beim Opener „Morningside“ hingegen bringt er sogar mal fast technoide und housige Elemente zum Vorschein, die zwar ein wenig nach einem Rave auf dem britischen Festland anno 1996 klingen, aber durchaus Freude bereiten.
„My Only Love“ schließt an, ist schmeichelhaft, hat durchaus Drive, erinnert eher an „18“ als an „Play“. „Refuge“ überzeugt mehr, auch weil hier eine globale Herausforderung unserer Zeit gut umgesetzt wurde, was aber auch an dem Linton Kwesi Johnson-Sample liegt. Bei „Power Is Taken“ donnert der vegane Musiker einem dann ordentlich Big-Beats um die Ohren und man könnte es sogar als einen guten The Prodigy-Track betrachten.
Man bemerkt, dass sich Moby diesmal doch ein wenig an den Neunzigern orientiert, und das mag anfangs ein wenig abgestanden wirken. Aber zum einen stört das ein zwanzigjähriges Kid nicht, da er die Zeit nicht erlebt hat, und zum anderen hat „All Visible Objects“ doch mehr Facetten als die meisten seiner anderen Platten seit dem Millenium, und man muss zugeben, dass „Rise Up In Love“ ein warmer Ohrwurm ist.
Erschienen bei Little Idoit / Embassy Of Music