Gemma & The Travellers – True Love
Man hat mittlerweile das Gefühl, dass das Retro-Soul-Revival gar nicht mehr aufhört, und ehrlich gesagt, ist man darüber auch froh. Denn in Zeiten, wo Black Music meist irgendwie etwas Plastisches darstellt, klingt dieses Revival nicht immer sehr urban. Es ist noch Spiel und Lebensfreude in großem Maße spürbar.
Gemma & The Travellers sind seit zehn Jahren aktiv und durchaus kosmopolitisch unterwegs, ein Musiker kommt aus Deutschland, die Namensgeberin Gemma Marchi stammt aus Italien und der Rest aus der Bretagne. Wie sie sich alle in Nord-Frankreich zusammen gefunden haben, ist schon verwunderlich. Zumal das herbe Klima ja dem warmen Soul nicht unbedingt gut zuträglich ist.
Doch wo die Musik auf dem zweiten Langspieler „True Love“ herkommt, das bekommt man nicht mit. Denn es klingt international und auch gekonnt. Hier klingt alles sehr abgestimmt, auch ein Saxophon reiht sich hier wunderbar ein, und der Gesang von Frontfrau Gemma Marachi ist kraftvoll und schafft jeden Song mühelos. Gerne haben die Gitarren einen Sixties-Einschlag. Manchmal, muss man ein wenig gestehen, wirkt es vielleicht ein wenig steif, und man fragt sich, warum. Denn die Band ist tadellos an ihren Instrumenten, und auch die Songs haben Grip und nutzen sich dennoch nicht ab. Vielleicht war die Anspannung bei der Aufnahme hoch, denn die Band hat dieses Album live aufgenommen. Vielleicht wollten sie keine Fehler machen, und das haben sie grundsätzlich auch nicht.
Doch es fehlt der letzte Funke, denn hört man Songs wie „I´m Not Perfect“ mit den tollen und machtvollen Bläsern und Gemmas Stimme, dann ist man beeindruckt, wie sie das Zusammenspiel von Tempo und Sinnlichkeit problemlos hinbekommen. Oder wie schön pumpend der Groove bei „Get Out Of My Way“ ist. Es liegt also nichts wirklich im Argen, lediglich die Aufregung, alles perfekt zu machen.
Erschienen bei: Legere Recordings / Broken Silence