Swutscher – Swutscher
Gespannt war ich schon beim zweiten Album von Swutscher, denn ihr Debüt „Wilde Deutsche Prärie“ beeindruckte mich. Irgendwie war es so rau und direkt wie kaum eine andere Platte, und man fühlte sich in Zeiten versetzt, als Rockbands Protestsongs gespielt haben und Häuser besetzt wurden.
Damit nicht genug, denn Sascha Utech klang dann auch noch wie der junge wütende Rio Reiser. Ein perfektes Album mit Meinung und Haltung zu einer Zeit, wo man dachte, die Welt sei verrückt geworden. Jetzt, vier Jahre später, wissen wir, dass die Welt noch mehr aus den Fugen geraten ist, und das in vielerlei Hinsicht. Im Grunde genommen ist der Zeitpunkt für ein zweites Album nahezu perfekt.
Dennoch muss man auch sagen, dass Swutscher jetzt keine politische Band sind und auch, das ihr zweites Album, welches schlicht „Swutscher“ betitelt wurde, diesmal auch einen anderen Fokus hat. Es geht diesmal nicht mehr gegen das Spießertum und irgendwelche Montagsspaziergänger. Vielmehr wird über den kleinen Fokus des Lebens sinniert, und so gibt es Songs wie „Tabak“ oder „Ü30“. Klingt komisch, aber es klingt, als habe die Band ihren Frieden gefunden, und so singen sie von daheim wieder ankommen und Glücklichsein und auch über Liebe, die verflossen ist.
Komisch, so eine Wandlung erwartet man eher von alten Herren, bei denen der Hauskredit langsam abbezahlt ist und die eigenen Kinder längst flügge, aber nicht von einer Band, welche gerade das zweite Album herausgebracht hat. Aber der Sänger hat sich immerhin in Husum sesshaft gemacht. Wer jetzt fürchtet, die Band habe sich es gemütlich gemacht und klinge hüftlahm, der irrt. Swutscher klingen diesmal wesentlich mutiger.
So gibt es neben leichtbäuchigem Pub-Rock auch psychedelischen straighten Rock wie bei „Rocker“ oder melancholischen Post Punk („Bodo“). Auch orientalische Klänge sind diesmal möglich, wie bei „Mystische Nächte“ Swutscher agieren auf diesem Album wesentlich mutiger und können auch ruhige Momente, und wenn es darauf ankommt, klingen sie auch weiterhin wütend. Sänger Sascha Utech kann dann noch immer so krakelen wie der junge Rio Reiser.
Erschienen bei: La Pochette Surprise Records/ Membran