Portmonee – Gesichter ohne Menschen

All die sozialen Netzwerke können schon am eigenen Ego kratzen. Man sieht bei Instagram so viele Menschen, die perfekt aussehen und auf den tollsten Flecken der Welt posen, wie tolle Strände oder auf Luxus-Yachten oder gleichwertigen Hotels. Oder Tik Tok, wo man Millionen Videos von glücklichen Menschen sehen kann, die lachen, tanzen und das Leben unbeschwert erleben. Oder bei Facebook, wo man durch die Timelines scrollt und ein Highlight nach dem anderen bei Menschen betrachten kann.

Da kann man sich als einfacher Mensch auf einmal wie Max Mustermann vorkommen. Ein nichtssagender Mensch, der nie auffällt, und es befällt Unmut auf die perfekten Menschen. Davon handelt auch das zweite Album von Portmonee, und so heißt ein Song „Perfekte Menschen“, bei dem es genau um diese geht und man diese Oberflächlichkeit hassen muss.

Auch der Titel des Albums zielt in diese Richtung. Musikalisch geht es aber nicht ganz kämpferisch zu. Wobei die Musik von kraftvollem Indie Gitarrensound getragen wird und man auch ein wenig im Punk sucht. Nur eher dem Post-Punk, und diese Variante dann auch mal leicht beschwingt daher kommt und nie etwas Starres hat. Ein Beispiel dafür ist „(Kill Me In The) Midnight Sun“, wo Portmonee in englisch und deutsch singen, und da muss man an Ja Panik denken, und musikalisch sind dann diese beiden Band auch nicht weit auseinander, auch wenn Portmonee hier ein wenig die Grandezza fehlt.

Bei „IFDZ“ wird zu leichtem Indie-Pop Falsett geboten, der irgendwo zwischen Phoenix und Metronomy surreale Textzeilen über Liebesleben und Sex singt. Manchmal wird die Euphorie auch gebremst, und dann kann es auch schwermütig werden wie „Sweet Botanik“, ohne dass man seinen Kopf hängen lässt. Beim Schlusssong wird nochmal alles in die Waagschale geworfen, und so wird eine Wall of Sound und Pomp aufgebaut, dass man schon ein wenig an Muse denken muss.

Man kann sagen, dass „Gesichter ohne Menschen“ schon ziemlich anständig gelungen ist, und dennoch fehlt ausgerechnet bei diesem Album manchmal noch ein wenig die Eigenheit, aber man bemerkt, dass Portmonee ihre Fühler in viele Richtungen ausgefahren haben, und somit kann da noch einiges passieren.

Erschienen bei: Chateau Lala

www.portmon.ee