The Coral – Coral Island
An Kreativität hat es The Coral nie gemangelt, auch haben sie sich nie an einem Zeitgeist orientiert. Als sie 2002 ihr Debüt The Coral“ herausbrachten, überraschten die damals jungen Briten mit Musik aus vergangenen Epochen, und so hörte man Folk, Mersey-Beat, 60er-Jahre-Psychedelica und Rock`n´Roll, und komischerweise kam das so gut an, dass man schon fast behaupten kann, The Coral hätten selbst den Zeitgeist gesetzt.
Denn es tauchten mehrere Bands auf, die eine ähnliche Melange darboten. Die meisten sind vergessen, aber The Coral sind geblieben, und 19 Jahre nach dem Erstlingswerk ist nun das zehnte Studio-Album da. Songs können sie noch immer schreiben. Schließlich ist „Coral Island“ ihr erstes Doppelalbum, und irgendwie ist es auch ein Konzept-Album, aber auch nur ein bisschen.
Vielleicht so ähnlich wie ihr Boris Becker-Album, nur muss man gestehen dass sie diesmal nicht so schrullige Ideen haben. Im Gegenteil, die Songs sind diesmal zumeist recht simpel gestaltet, ohne dabei jedoch plump zu sein. Sie kommen einem richtig entspannt vor, Dabei sind die Songs noch immer in der Vergangenheit verwurzelt, ein wenig weniger psychedelisch sind sie geworden, dafür strahlt oft mehr Sonne und Wärme durch. Da muss man nur ein so liebenswertes Gemüt wie „Change Your Mind“ anhören, und dann weiß man wieder, wie herrlich entspannt The Coral klingen.
Manchmal sind die Gitarren diesmal auch gewichtiger und rockiger, wie bei Lover Undiscovered“, und in anderen Momenten stehen Beach Boys und auch Beatles Pate, was einen aber nicht wirklich verwundert. Aber genau das können The Coral wie keine andere Band, und sie schreiben halt Lieder, die einem so vertraut vorkommen und die man wieder mal ins Herz schließt. „Coral Island“ ist, wie gesagt, ein Konzeptalbum, und das bemerkt man vor allem daran, dass Sänger James Skellyimmer wieder kleine Einspieler in Form von kleinen Geschichten von der Coral-Insel zum besten gibt. Man muss gestehen, das ist ein netter Spleen, doch es hätte es nicht gebraucht, denn auch auf dem zehnten Langspieler sprechen die Songs für sich.
Erschienen bei: Modern Sky / Rough Trade