Altin Gün – Yol

Die Geschichte von Altin Gün ist schon wirklich hollywoodreif. Die Band aus Amsterdam wird 2016 von Jasper Verhulst ins Leben gerufen. Blitzschnell erreicht das Sextett einen gewissen Bekanntheitsgrad, kultiviert türkischen Folk neu und vermengt diesen auf deren zwei Langspielern mit psychedelischem Rock.

So weit, so gut, doch die wundersame Geschichte geht noch weiter, denn Altin Gün spielen sich seitdem über unzählige Festivalbühnen und durften sogar auf dem Coachella-Festival ihr Unwesen treiben. Dann werden die Holländer auch noch für einen Grammy nominiert. Nun geht es in die dritte Runde, „Yol“ heißt das Album und erweitert ihren Kosmos beeindruckend. Der Rock ist nicht mehr so präsent, und dennoch ist die Musik immer noch psychedelisch durchnebelt.

Doch die Band lädt diesmal zum Tanz ein, und so gibt es Synthie-Klänge die nach Achtzigern müffeln. Manchmal ist dieser sogar ein wenig verträumt. Doch gerne geht die anatolische Musik in Richtung Disco, ohne plump daher zu kommen. Man spürt Munich-Disco. Im Gegenteil, die Musik entwickelt einen eigenen Groove und ist irgendwie auch spacig, ohne dass das Raumschiff die Umlaufbahn verlässt. Auch sorgt der türkischen und orientalische Sound für einen ganz eigenen Dreh.

Zudem nimmt die Musik immer reichhaltige Wendungen und Drehungen, und da ist eine der roten Linien zu den beiden Vorgängern, wie auch die Tatsache, dass Altin Gün wieder einige Traditionals zu bieten hat, und auch die sogenannte Langhalslaute findet sich im Klangbild wieder. In den Texten geht es zumeist um Liebe, gerne auch mit schicksalhaftem Ende, doch das ist sicherlich nicht das, was dem norddeutschen Hörer als erstes auffällt. Da fällt einem auf, wie mutig Altin Gün mit den Genres umgehen und dass alles zusammenpasst und einen packt.

Erschienen bei: Glitterbeat / Indigo

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