Soeckers – Kopfkarussell

Im ersten Moment, muss ich gestehen, hatte ich schon Befürchtungen, mich an das Album „Kopfkarussell“ von Soeckers heranzutrauen. Der Grund: Das Cover sah so nach Nette-Band-Musik aus, die so harmlos ist wie eine Hausfrau beim Erdbeerpflücken. Musik irgendwo zwischen Sportfreunde Stiller und Mark Forster.

Doch die vier Herren aus Münster belehren einen schnell eines Anderen auf ihrem Debüt. Der Einstieg „Schlaf bei mir“ fängt leicht balladesk an und entwickelt sich dann zu einer der schönsten Garage-Indie-Rock-Nummern, die man hierzulande in den letzten Jahren gehört hat. Die Instrumente forsch und dennoch ein wenig schief, und ein Gesang von Johannes Schulte-Schichtmann, der schnodderig ist und irgendwie auch so klingt, als hätte er viel erlebt.

Man kann auch eindeutig heraushören, dass sie The Strokes bestimmt schon einmal gehört haben, und dieser Song hat den gleichen Charme wie „Is This It?“. Dabei geht es in dem Lied eher um eine unbeschwerte Nacht mit einer Frau, eigentlich fast belanglos, aber mitreißend wie selten. Man muss auch gestehen dass Soeckers jetzt textlich nicht kritisch zu Werke gehen, und das kann man in heutiger Zeit auch mal gut gebrauchen. Gerade jetzt, wo man kaum irgendwo hingehen kann, und da ist der erste Songs schon richtig gut.

Es ist auch mal schön, dass eine Band sich nicht bierernst abarbeitet, sondern sich auch mal mit den normalen Tücken der Liebe beschäftigt oder Hymnen für die Kneipen und den Schnaps schreibt. Dabei hat man manchmal zwar auch das Gefühl, dass einige dieser Lieder beim ausgiebigen Genuss von besagtem Schnaps entstanden sind. Da sind dann aber auch Songs wie „Halt mich“, die dann noch mehr zu Herzen gehen, oder wenn man über den „Flaschengrund“ sinniert. Was auch am Gesang liegt, der so klingt, als trüge er das Herz auf der Zunge und dabei irgendwie auch immer Schmerzen erlitten hat.

Soeckers haben eine der schönsten deutschsprachigen Platten dieses Jahres aus dem Ärmel geschüttelt und eine tolle Blaupause zwischen den jungen The Strokes, Wanda und auch AnnenMayKantereit.

Erschienen bei: Chateau Lala / Broken Silence

soeckers.de