Whitney – Candid
Alben mit Coverversionen haben ja immer so einen Beigeschmack, denn man vergleicht es oft mit dem Original. Bei dem vorliegenden Langspieler „Candid“ von Whitney ist es ein wenig anders, denn hier hört man eher den Sound von der Band.
Man muss zugeben, dass Julien Ehrlich und Max Kakacek gleich beim Debüt „Light Upon The Lake“ und der Single „No Woman“ einen so schönen, warmen Folk-Sound erschaffen haben, der seinesgleichen sucht. Manchmal vielleicht fast zu weich, der Gesang dem Falsett etwas zu sehr zugewandt, aber sie haben einen Vorteil gegenüber anderen Bands, nämlich einen Wiedererkennungswert.
Deswegen werden die vorliegenden Coverversionen schnell von der Band vereinnahmt, was aber auch daran liegt, dass die Songauswahl Gassenhauer nahezu ausschließt, und so ist Songauswahl eher mit unbekanntem Liedgut bestückt. Oder wer kennt den eigentümlichen Folk von Blaze Foley? Und wie viele Menschen sind mit dem Output des Damen-Trios The Roches bewandert? Na also, und deswegen ist es leicht, dass die Songs schnell von Whitney für sich vereinnahmt werden können. Ist aber schön, dass solche vergessenen Schätze wieder ins kollektive Gedächtnis gehoben werden.
Und man bemerkt bei einem Song wie „Strange Overtones“ aus dem zweiten gemeinsamen Album von Brian Eno und David Byrne einen schönen Ohrwurm, der auch im Gewand von Whitney wunderbar sich öffnen kann und dabei auch noch leichten Schwung miteinbringt.
Erstaunt ist man über die Tatsache, dass die beiden Musiker sich „Bank Head“ angenommen haben, eines Frühwerks der R´n`B- und Bassmusikerin Kelela. Das würde man nun nicht bei Whitney vermuten, und das macht dann auch ein Coveralbum spannend. Dass sie gemeinsam mit Waxhatchee den alten-John-Denver-Kassenschlager „Country Roads“ aufgenommen haben, ist zwar schön, aber dann doch dicht bei den Leisten.
Erschienen bei: Secretly Canadian / Cargo