Blackberries – Vorwärts Rückwärts

Mit Solingen verbindet man nicht viel, vielleicht scharfe Messer als Qualitätsprodukt. Auch Walter Scheel verbindet man mit dieser Stadt und Veronica Ferres ist hier in Nordrhein-Westfalen geboren. Man merkt, sehr viel passiert da nicht, und dass dort ein guter Nährboden für Musik ist, glaubt man auch nicht.

Es sei denn, man teilt die These, dass in kleinen Städten so wenig los ist, dass man dort automatisch Musik macht, um überhaupt etwas zu tun haben. Die Blackberries kommen aus Solingen, und das scheint der Band gut zu tun. Dort haben sie Platz, die Musik sich entfalten zu lassen. Blackberries haben es geschafft, dass die Musik freigeistig ist und die Sounds hier auch richtig Auslauf haben.

Dabei werden dann viele Fährten aufgespürt und verfolgt. Eine der markantesten ist die des Krautrock, der aber nur leicht venebelt daherkommt und sich nicht verzettelt. Denn irgendwie sorgen Orgeln auch für einen leichten Groove, der durchaus im weitesten Sinne Soul erkennen lässt, und zu dem auch eine alte Discokugel sich drehen kann, ohne jemals in einer Disco gewesen zu sein. Dazu ist die Musik auch zu melodramatisch und hat als Gegengewicht auch jede Menge psychedelischen IndieRock.

Ja, auch gegen den Strich kann die Musik gehen, wie man es beim wütenden Song „Vorwärts“ spürt, und dann gibt es Songs, die verträumt ihre Bahnen auf analogen Klängen ziehen. Man merkt, dass die Musik von Blackberries nicht schwer zu greifen ist, aber sie ist spannend und im positiven Sinne nicht kalkulierbar.

Textlich geht es zumeist duster zu, und es wird das menschliche Dasein beleuchtet und sich damit auseinandergesetzt. Aber auch die Umweltzerstörung wird angeklagt. Dass zwei Songs über Krieg vorhanden sind, ist nicht am Ukraine-Krieg gelegen, denn diese Lieder wurden schon zuvor geschrieben. „Vorwärts Rückwärts“ zeigt eine Band, die ihren eigenen Weg geht und dabei ein spannendes Album abliefert.

Erschienen bei: UNIQUE Records/Schubert Music Europe

https://blackberries.bandcamp.com/