Sind – Kino Kosmos
Das Kino Kosmos war damals das Premiere-Lichtspieltheater in der DDR. Gelegen auf der Karl-Marx-Allee, hat es viel zu erzählen und auch viel Glanz erlebt. In den letzten Jahren ist ein wenig der Lack ab und der Ort zu einer lieblosen Kongresshalle geworden, vor der sich montags die vermeintlichen Querdenker versammeln. Von daher ist es doch ein wenig trostlos geworden um diesen schönen Ort.
Zudem ist es auch ein durchaus passender Titel für das dritte Album der Band Sind. Dabei ist das als Kompliment zu verstehen, denn die Band schafft es, Sentimentalitäten einzufangen und diese so umzumünzen, dass man den Kopf nicht hängen lässt. Noch besser, der Band aus Berlin gelingt es, dass deren Indie-Musik sogar tänzelt und beschwingt daher kommt.
Das erkennt man gleich beim Opener „Karlshorst“, bei dem die Gitarren leicht angeschärft sind und das dennoch Swing hat. Man kann sagen, dass sie zwischen Phoenix und Die Sterne sich bewegen und dennoch einen eigenen Weg gehen. Denn wie gesagt, es ist immer Sentimentalität dabei, und da passt es auch, dass die Band sehr oft an Orten hängt. Das beschränkt sich nicht nur auf das erwähnte Kino. So handelt „Karlshorst“ von Erinnerungen mit Eis essen in dem Berliner Stadtteil.
Aber es werden „Templin“, „Warschau“ oder die „Nordsee“ besungen. Auch in den Texten schwelgt die Band gerne in Erinnerungen, und so wird mal an die Zeiten erinnert, als Tocotronic noch gekommen sind, um sich zu beschweren und man noch ein Nokia als Handy hatte. Doch im Grunde geht es bei vielen der Songs doch um Liebe, manchmal um verflossene Liebe, aber auch die Liebe zum Vater wird thematisiert.
Beim Schlussstück „Weißt Du“ gibt es dann ein sieben Minuten Spoken Word, bei dem der Sänger zu Pianoklängen über die Zukunft sinniert, über künstliche Interligenz nachdenkt und auch kritische Worte findet. „Kino Kosmos“ ist schon durchaus Futter für den Kopf. Doch auch musikalisch ist viel drin von tanzbarem Indie-Pop, manchmal ist es auch rockend, und dann gibt es auch Synthie-Pop mit Groove im Herzen. Herrlich vielseitig ist „Kino Kosmos“ von Sind geraten.