Various Artists – Songs Of Gastarbeiter Vol. 2
Dass erst vor acht Jahren eine Zusammenstellung mit Musik von Gastarbeitern in Deutschland herausgebracht wurde, die dabei ohne irgendwelches Mitleid oder von oben betrachtet heraus gekommen ist, verwundert. Damals waren viele Menschen und doppelt so viele Ohren verwundert, wie vielseitig die Musik war und dass sich auch Funk und Krautiges mit anatolischem Folk vermischen lässt. Und auf einmal rückten die Perlen und auch die Musiker mehr in den Fokus
Diese tolle Arbeit stammte von Imran Ayata und Bülent Kullukcu, und 2014 haben sie nur Songs aus der türkischstämmigen Community berücksichtigt. Bei der ganzen Begeisterung war man verwundert, dass keine zweite Auflage erschien. Jetzt ist es soweit, und diesmal weiten die beiden Spürnasen den Fokus aus, und das ganze in mehrfacher Hinsicht: So war auch der musikalische Weltenbummler Shantel ein wenig an dieser Compilation beteiligt. Das bemerkt man bei dem tollen Song „Alle Menschen dieser Erde“ von dem türkischen Liedermacher Ozan Ata Canani, mit einer so einfachen aber wirkungsvollen Message, dass alle Menschen dieser Erde nur eines wollen: glücklich sein. Dieses gibt es als akustischen Version und eine mit behutsamen Beats von eben Shantel.
Die zweite Änderung des Fokus ist, dass diesmal auch Beiträge von griechischen und spanischen Gastarbeitern berücksichtigt wurden. Da wäre der Song „Ta Mátia Sou“ von der in damals Frankfurt gegründeten griechischen Band Prosecos, die traditionell klingen aber im Text darüber singen, wie schwer die Arbeit im fremden Land ist. Man kann da auch den Kummer heraushören. Die spanischen Immigranten von Toni Y Los Santos brachten Lebensfreude in ihren Songs. Zwei davon finden sich auf dieser Zusammenstellung und haben jede Menge Herzblut und auch lebhafte Flamenco- und Rumba-Sounds in sich. Dazu gibt es eine rührende Geschichte, dass ein Musiker dieser Band, mittlerweile 76 Jahre alt, sich freut, dass diese Songs nach 50 Jahren zum ersten Mal wieder erhältlich sind. Dabei gibt es auch viel mit landestypischen Wurzeln, aber an einigen Ecken und Kanten bemerkt man auch Einflüsse der damals neuen Heimat, und so geht’s an einigen Stellen auch krautig zu.
Und auch ist Einiges seltsam psychedelisch und klingt dann irgendwie wunderbar passend bei den ganzen Stücken. Zu dieser Reise gibt es, wie beim Trikont-Label gewohnt, auch ein ausführliches Booklet. Eine tolle Entdeckungsreise!
Erschienen bei: Trikont / Indigo