Mamas Gun – Cure The Jones

Dass Mamas Gun den alten Soul reproduzieren können oder ihm besser gesagt neues Leben und Liebe einhauchen können, das haben sie bei ihren vier letzten regulären Alben immer bewiesen. Und man hat sie auch schon dadurch ins Herz geschlossen, doch mit dem neuen Langspieler „Cure The Jones“ vertieft sich die Liebe.

Das verwundert, denn eigentlich verliebt man sich immer nur wieder neu, wenn man neue Facetten kennenlernt. Doch bei „Cure The Jones“ vertiefen sie ihre Liebe zum Soul noch mehr, und alles ist wesentlich detailverliebter als je zuvor. Man merkt, dass sich Sänger und Mastermind Andy Platts mit seiner Band Chris Boot (Schlagzeug), Cameron Dawson (Bass), Dave Oliver (Tasten) und nicht zuletzt Terry Lewis (Gitarre) sowie Album-Gast Paul Elliott (Perkussion) über die fast 15 Jahren-Bandgeschichte nun endgültig eingespielt haben.

Und so gelingt es der britischen Band, nicht mehr Klassikern hinterher zu rennen, sondern mit dem neuesten Streich selber einen Klassiker liefern. Dabei fällt besonders auf, wie großartig sie gerade das Thema der Ballade beherrschen. Man muss aber auch sagen, dass man zwar manchmal zergeht wie Butter in der Pfanne und es dennoch niemals kitschig ist. Die Band weiß haargenau, wie man mit Midtempo umgeht und dass man sich dabei nicht aus der Ruhe bringen lassen darf.

Dabei gelingen Mamas Gun dann aus dem Handgelenk solche Masterpieces wie „Looking For Moses“, da kommt nur ein Bill Withers heran. Oder auch „Go Through It“ zeigt, wie toll die Band zeitweise Sound aufbaut, warme Orgeln, sanfte Percussions, sogar ein Glockenspiel schwirrt umher, und der Gesang erinnert dann an warmbrünstige Momente eines Marvin Gaye. Worauf Mamas Gun verzichtet, sind wilde Funk-Stücke. Das bedeutet aber nicht, dass die vorhandenen elf Songs nicht den Groove buchstabieren können. Nur machen sie dies dezent, und gerne ist es auch in sinnliche Schunkler verpackt.

Aber der Groove darf auch im dezenten psychedelischen Dschungel-Sound daherkommen, wie bei „Party For One“ Bei „Friends For Lovers“ hört man eine Art Block-Party- Sound mit dezent stampfendem Beat, und klar, hier ist der Grovve offenherziger und übertüncht dennoch nicht den Song. Zwar habe ich geschrieben dass sie den großen Funk-Moment nicht dabei haben, aber dennoch bleiben sie bei „Winner´s Eye“ bis zum Letzten unglaublich druckvoll und es klingt wie ein unglaublicher Vorläufer von Earth, Wind & Fire.

Beim Schlusssong „Daffodils“ haben sie dann noch eine tolle Midtempo-Nummer mit leichten Twang-Gitarren und unglaublich warmem mehrstimmigem Gesang, der nicht aufhört zu wachsen. „Cure The Jones“ ist unglaublich groß und steht den Klassikern in nichts nach.

Erschienen bei: Legere Recordings

www.mamasgun.co.uk