Efterklang – Windflowers

Klar, uns allen schlägt die Pandemie auf das Gemüt, aber für eine Band wie Efterklang ist die Situation besonders hart. Denn kaum eine Band hat so gerne mit anderen Musikern zusammengearbeitet wie die Dänen. Man bedenke nur, dass bei „Parades“ insgesamt 30 weitere Musiker dabei waren. Manchmal hat man auch das Gefühl gehabt, dass genau diese Gäste mit Input, Inspiration und Austausch für den Sound mitverantwortlich waren.

Man kann vielleicht sagen, dass die Gäste ein weiteres Instrument gewesen sind. Nun ist das achte Album „Windflowers“ draußen, und dieses ist eben in der Corona-Zeit entstanden. Man muss auch schon feststellen, dass man merkt, dass hier das besagte Instrument fehlt. Der Sound ist diesmal direkter, und so hat man oft einen besseren Blick auf die Melodien. Klar, massentaugliche Hits schreiben sie auch diesmal nicht, aber diesmal ist einiges klarer.

Trotzdem gibt es immer noch Überraschungen, z.B. beim Opener „Alien Arms“. Da ist der Rhythmus richtig nervös, und Sänger Casper Clausens richtig entschleunigt. In der Tat bändigt er den hektischen Rhythmus, und dazu wird man dann noch von der rauen Stimme, die im letzten Drittel des Songs auftaucht, gewärmt. „Beautiful Eclipse“ ist dann legerer und formschöner Kammerpop, und „Hold Me Close When You Can“ ist ein melancholisches Piano-Stück mit viel Sehnsucht. Doch „Windflowers“ ist nicht nur ein Album, das nach innen gekehrt wirkt, die zweite Hälfte ist wesentlich offensiver.

„Living Other Lives“ klingt wie ein Polarkreis-18-Song, bevor sie ihren Hit hatten. „House On A Feather“ verwebt zarte Vocoder-Gesänge mit Casper Clausens Stimme, und dazu werden dann ähnliche Klänge erschaffen, wie es sonst Sigur Ròs hinbekommen. Das ist auch bei „Ǻbent Sǻr“ der Fall, nur dass ihr Gast The Field hier mit tanzenden elektronischen Beats einen zum Tanzen im Lockdown ermutigen möchte. Sicherlich ist „Windflowers“ nicht das Efterklang-Album, welches einen am meisten in seinen Bann zieht und am geheimnisvollsten wirkt, aber es ist dennoch ein ziemlich gutes Album geworden.

Erschienen bei: City Slang

efterklang.net