Wolf Alice – Blue Weekend
Schon mit dem Debüt „My Love Is Cool“ (2015) haben sie die Musikwelt um den Finger gewickelt. Keine leichte Aufgabe für das zweite Album, aber auch dort steigerten sich die Briten, und so wurde „Visions Of A Life“ noch mehr gefeiert. Die Band gewann sogar den Mercury Prize für das beste Album des Jahres 2017.
Bei soviel Lob muss man aber beim dritten Langspieler kläglich scheitern. „Blue Weekend“ heißt es, und dafür haben sich Wolf Alice vier Jahre Zeit genommen. So klingt „Blue Weekend“ auch, denn es wirkt nicht gehetzt, und man hat das Gefühl, es hat die Zeit bekommen, die es braucht. So kommt es auch beim Hörer an. Man kann durchatmen und wird dennoch oft genug umgehauen. Dabei ist es aber nicht so, dass einen die pure Energie anspringt, vielmehr wird man von den Arrangements umgehauen.
Das Quartett hat viel dazugelernt und weiß mittlerweile, wie man Songs spannend bestückt und dabei jede Menge Dynamik einbindet. Sogar rumklotzen kann die Band mittlerweile, und so decken sie schon manchmal pompös auf. Dabei gelingt es Wolf Alice, ganz anschaulich bei „Delicious Things“, bei dem Gesang und Arrangements immer weiter in die Höhe geschraubt werden, und dennoch haben sie sanfte Brüche eingebaut. Sie haben viel gelernt, deswegen schaffen sie es, eben die Kurve zu bekommen und Pomp in Schönklang zu erschaffen und sich nicht in Zucker und Klischees zu verheddern.
Nein, die Songs gehen in die Tiefe und können auch in epische Sphären voranschreiten, und da liegen mittlerweile die Stärken. Komischerweise wirken die klassischen Rock-Momente wie „Smile“ zwar ganz schön, beeindrucken aber weniger. Komisch, früher waren genau dort ihre Stärken, aber dennoch muss man gestehen, dass viele andere Bands stolz auf eben einen Song wie „Smile“ wären, vermutlich sich die Beine dafür ausreißen würden. Doch es ist wahrlich schön zu sehen, wie die Band gewachsen ist und vermutlich noch weiter reifen wird.
Erschienen bei: Caroline / Universal