Jonathan Wilson – Dixie Blur

Beinahe wäre es passiert, und Jonathan Wilson wäre nicht zwingend für seine Musik bekannt geworden, dafür aber als bessere Hälfte von Lana Del Rey. Doch es war nur eine Bekanntschaft, und so kann man sich wieder seiner Musik widmen, Und diese ist durchaus breit gefächert, und mit seinem neuen und zudem sechsten Langspieler fügt er noch eine weitere Facette hinzu.

Der Name „Dixie Blur“ ist aber nicht zwingend Indiz, denn mit Britpop liebäugelt er nicht, und auch vom Dixie-Jazz hält er sich löblich fern. Diesmal hat sich der Mann aus North Carolina dem Country gewidmet, aber keinem, zu dem man als Cowboy mit Pferd durch die Gegend reitet. Vielmehr verbindet er es mit Americana und Folk. Das Schöne ist, dass die Songs dann auch in Nashville aufgenommen wurden, und dabei hat er dann auch Country-Musiker ins Studio geholt.

Dabei hat man es als Live-Moment aufgenommen, aber passend zur Corona-Zeit ganz ohne Publikum. Trotzdem sind die 14 Songs allesamt mitreißend, was daran liegt, dass hier ein guter Balance-Akt vorgelegt wurde: Die Songs sind alle unheimlich schön arrangiert, und man schöpft hier aus dem Vollen, ohne jemals zu dick aufzutragen. Dadurch entstehen herrlich schwelgerische Songs wie das in sich ruhende „Riding The Birds“. Gerne werden auch leichte Steelguitar-Momente immer wieder eingebaut, meist auch fernab vom Genre.

Da wäre der Opener „Lust For Love“, bei dem dieses Instrument auftaucht und dabei auch noch Platz für Querflöten gegeben ist und insgesamt ein Füllhorn befüllt wird. Manchmal muss man auch an Father John Misty denken, was auch naheliegend ist, denn Wilson hat ihn schon mal produziert. Mit „So Alive“ nähert sich Wilson dann doch einmal sehr nah dem Country, was aber sicherlich an der Fiedel liegt. Bei „In Heaven Making Love“ werden so sehr die Saiten gestrichen, dass fast schon einmal quer durch den Saloon getanzt wird.

Doch Jonathan Wilson bekommt die Kurve und liefert schön ausstaffierten Folk und überrascht auch mal mit leicht fernöstlichen Motiven, wie beim Schlusslied „Korean Tea“, der einen sehr guten Abschluss bietet.

Erschienen bei: Bella Union / PIAS / Rough Trade

www.songsofjonathanwilson.com