Andreas Dorau – Das Wesentliche

Platten von Pink Floyd sind wirklich schön, aber wann hat man einen Ohrwurm von einem der Songs (ausgenommen „Another Brick in The Wall“) dieser Band. Und auch an King Crimson kann man einen Narren fressen, und trotzdem greifen die Songs als Hit nicht. Das ist ein Manko, und Andreas Dorau mag auch lieber Songs, die sofort ins Ohr gehen und sich bei Strophen kurz fassen, aber Platz für den Refrain machen.

eswegen mag Andreas Dorau vermutlich von The Beatles „Ob-La-Di Ob-La-Da“ lieber als „A Day In The Life“. Warum er in seiner Karriere dennoch so viele Songs mit Strophen verfasst hat, darauf antwortet Dorau (sicherlich auch mit einem neckischen Grinsen), dass die Plattenfirmen ihn dazu gezwungen haben. Nun ist sein neuestes Album „Das Wesentliche“ draußen, und das kommt mit dem Wesentlichen aus, nämlich einem Refrain, der dich gleich gefangen nimmt wie der Wachtmeister Dimpfelmoser den Räuber Hotzenplotz.

Deswegen schafft er es, in 33 Minuten 15 Songs Unterschlupf zu gewähren. Dabei gehen die meisten Lieder auch diesmal wieder sehr schnell ins Ohr und nisten sich dort ein wie brütende Vögel. Auch diesmal haben sie einen sehr eigenen Charme, so dass man sie gerne als kindlich naiv betiteln würde. Dass mag gemein wirken, ist aber doch sehr passend, denn Kinderlieder kommen auch gleich auf den Punkt. Der Opener „Nein“ ist auch so ein Exemplar, er singt „Nein, ist ein trauriges Wort“. Mit diesem Refrain geht es los, und der Song ist kurz vor der Zwei-Minuten-Spieldauer vorbei und kommt ohne Strophe aus.

„Unsichtbarer Tänzer“ ist ein Disco-Song, bei dem der Refrain auch mit der Tür ins Haus fällt und sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält. So funktionieren auch alle anderen Lieder und sind irgendwie Dorau‘sche Hits, egal ob „Identität“, „Wieso“, „Dinge können sich ändern“ oder „Instant Magic“ . Es braucht also nicht viel, und vor allem keine Pink Floyd Platten, um auf den Punkt zu kommen. Das weiß der Meister Dorau ganz genau, und die Welt braucht mehr „ Ob-La-Di Ob-La-Da“.

Erschienen bei: Tapete Records / Indigo

andreasdorau-official.bandcamp.com