Brausepöter – Nerven geschädigt
Vielen wird Brausepöter kaum etwas sagen, und dennoch blickt die Band schon auf eine 40jährige Geschichte zurück. 1979 gab es die ersten Aufnahmen, und ein Jahr später durften sie auf dem legendären Zickzack-Label eine Single herausbringen, die heute ein Sammlerstück ist. Allerdings war 1982 die Band beendet worden, da sie keine Lust hatten, in die Neue-Deutsche-Welle-Schublade gepackt zu werden.
Vor neun Jahren aber kam überraschend das erste Lebenszeichen von Bernd Hanhardt, Klaus Feldmann und Martin Luck mit der Single „Bundeswehr“ um die Ecke. Seitdem gab es ein neues Studio-Werk „Selbstauslöser“ vor vier Jahren. Nun ist mit „Nerven geschädigt“ das neueste Lebenszeichen der alten Punk-Veteranen fertig, und auch dieses klingt nicht wie von einer Band mit so langer Historie und dennoch reif genug.
Die Band schafft es noch immer, wuchtig zu klingen und nabelt sich vom plumpen Punk ab, nähert sich manchmal auch dem Post-Punk an. Und so ist die Musik kompakt und durchaus auch zackig. Alles ist kraftvoll, ohne jedoch kraftmeierisch zu sein. Sie müssen sich selbst nicht mehr beweisen, und so klingt alles ziemlich gekonnt. Der Opener „Ewig Ding“ ist ein forsches Lied, mit Orgel und einer Ansage „Ich will nicht fit sein und ich will nicht stark sein“ und schon gleich merkt man, dass sie tatsächlich auch mittelgroße Hits schreiben können.
Das Titelstück ist massiver Post-Punk, der aber nicht statisch daher kommt, sondern eine atemberaubende Dynamik entwickelt. „Selle“ ist dann recht schwelgerisch und dennoch klassisch im Post Punk verwurzelt. Und dass die drei dann doch den klassischen Punk mögen, beweist „Pogo ganz allein“. Man ist schwer beeindruckt, wie frisch eine Band mit so einer langen Tradition noch immer ist, und „Nerven Geschädigt“ ist vitaler als Vieles, was junge Bengels in ihrem Proberaum zusammenschustern.
Erschienen bei: Tumbleweed Records / Broken Silence