Nilsen – Das Blaue Album
Im ersten Moment dachte ich, dass der Typ auf dem Bild mein komischer Nachbar ist. Der geht nicht arbeiten, weil die Eltern alles zahlen, hat aber dennoch ein dickes Auto vor der Tür. Das stört mich nicht, aber dass er immer seinen Bass wummern lässt und man dadurch häufig schlaflosen Nächten ausgesetzt ist, geht mir schon auf den Senkel.
Aber Nilsen ist nicht mein Nachbar, auch wenn auf seinem Album „Das Blaue Album“ der Bass genauso brummt wie bei meinem Nachbarn. Nilsen macht elektronische Tanzmusik, und im Prinzip ist diese Tatsache einen müden Gähner wert. Doch der junge Mann hat eine andere Zielgruppe im Visier, ein Blick auf seine Facebook-Präsenz hilft da weiter. Da schreibt eine Nutzerin „Die Kinder lieben Dich“, und jemand anderes sagt „dass ihr Neffe die Musik gerne hört“. Tanzmusik für Kinder, und diese immer frohen Mutes und flott.
Die Sounds schmerzen nicht, klingen dafür aber wie ein unbeschwerter Tag in den Sommerferien, bei Freibad, Eis und Limonade. Wenn man auf die Texte nicht achtet, dann ist es auch Musik, die vielen Eltern gefallen könnte und beim Würstchenwenden am Kugelgrill dafür sorgt, dass der Vater auch mit dem Fuß wippen kann. Hören wir aber doch mal in die Texte, denn da geht es eher um Themen, die den Kids wichtig erscheinen. Was kaufe ich von meinem Taschengeld? Wie sieht mein Zeugnis aus? Was mache ich in den besagten Sommerferien? Wie wird die Klassenfahrt? Und warum muss ich jetzt schon ins Bett?
Aber auch ein paar kleine kritische Themen werden angeschnitten. Nilsen fragt, warum alles in Plastik eingepackt ist und warum man dieses nicht reduziert und gibt die Botschaft mit, dass jeder selbst aktiv werden muss. Das ist sehr löblich, und musikalisch hat er seine Songs sehr zeitgemäß eingepackt.
Erschienen bei: Karussel / Universal