White Night – Golden Heart
Ich hatte schon mal eine Fernbeziehung, und grundlegend klappte damals auch alles ganz gut. Das Schöne dabei ist, dass man die wenige Zeit meist mit schönen Dingen verbringt und Alltag ein Fremdwort ist. Auch das Duo White Night hat als Fernbeziehung musikalisch anfangs funktionieren müssen.
Der Gitarrist und Produzent Willi Leinen lebt in Berlin, Sängerin und Violinistin Elizabeth Boardman war in San Francisco. Also wurden die musikalischen Ideen anfangs als Dateien per Mail um den halben Globus geschickt. Irgendwann hat Elizabeth Boardman ihre Zelte in Übersee abgebrochen und diese in unserer Bundeshauptstadt aufgeschlagen. So wurden aus den ersten Skizzen dann Songs, und gleich 16 haben es auf deren Debüt „Golden Heart“ geschafft. Leider kann man auch sagen, dass hier weniger mehr gewesen wäre und vielleicht neun oder zehn Lieder für mehr Begeisterung gesorgt hätten.
Einiges ist dann doch ein wenig kraftlos und wirkt ein wenig blutleer. Da wäre das langsame „Dreamers“ zu nennen, welches orientierungslos dahinplätschert. „Strangers“ hat zudem noch einen eher mauen Klang, ist zudem knietief in mäßigen achtziger / neunziger Sounds. Dazu ein Text, der einen auch von Lyrischen nicht gerade umhaut. Vieles wirkt halbgar und da es so viele Songs sind, bemerkt man nur schwer, dass sie auch ein paar gute Lieder an Bord haben, wie das stoische „Crush“, das als Hybrid zwischen Garbage und Zola Jesus durchgehen könnte und dabei noch eine griffige Melodie hat.
Bei „Melodie“ hat man eine leicht schiefe Melodie, die von sanften Beats umgarnt wird und dabei ihr filigranes Antlitz behält. Es ist wirklich ein wenig schade, dass White Night auf „Golden Heart“ das zulässige Gesamtgewicht an Songs überschritten haben. Da wäre weniger wahrlich mehr gewesen.
Erschienen bei: Motor Music / Universal