Hans-A-Plast – Hans.A-Plast – 2 – Ausradiert

Schon bei ihrem ersten Auftritt im Jahr 1978, im Jugendzentrum in Hannover-Badenstedt, waren Hans-A-Plast schon ungewöhnlich. Damit ist nicht gemeint dass die Punk-Musik spielten, vielmehr war es damals ungewöhnlich dass Frauenthemen besungen wurden und auch der Feminismus wurde immer wieder aufgegriffen.

Das war sehr ungewöhnlich weil es in diesem Genre vielleicht vorkam, aber nur sehr selten so selbstverständlich wie bei Hans-A-Plast. Man muss bedenken dass kurz zuvor die britische Band The Slits „Cut“ ihre Debüt herausgebracht haben und auch das Erstlingswerk von The Raincoats erschien im gleichen Jahr. Es gab also wenig Vorbilder auf die die Hannoveraner Band zurück greifen konnte. Hans-A-Plast nannten deswegen, die durchaus avantgardistische britische Punk-Band X-Ray Spex als ihr Vorbilder. Gut, der Sound von der Band der Niedersächsischen Band, war nicht ganz so mutig und hielt sich immer mehr am klassischen Gitarren Punk. Doch sie brachen mit den Klischees und vielleicht ist einer der Grunde hierfür dass nach dem legendären Auftritt im Jugendzentrum sich die Sängerin Anette Benjami, die Hans-A-Plast Schlagzeugerin Bettina Schröder kennen lernte und Anette Bejamin gleich als Frontfrau verpflichtete.

Es war bei Hans-A-Plast also nie nötig über Geschlechter Quoten zu reden, es waren teilweise drei Frauen und zwei Männer Mitglieder. Von daher war es bei dieser Band wesentlich einfacher auch mal Frauenthemen zu besingen. Aber sie waren somit auch in der Lage den Machogedanken der meisten Punkrock-Männer eins auszuwischen wie „Lederhosentyp“. Dieser befindet sich auf dem schlicht „Hans-A-Plast“ betitelten Debüt. Aber auch „Für´ne Frau“ geht es darum dass man einer Frau vieles nicht zutraut. Punk war damals noch eine Männerwelt und da mischten Hans-A-Plast richtig auf. Aber auch typische Themen wie „Polizeigewalt“ oder das Bundeswehr Traumobjekt „Starfighter“ bekommt sein Fett weg.

Musikalisch war es zwar doch nah am Punk, ließ aber auch mal kleine Brüche wie „Es brennt“ zu und auch Saxophon-Spiel war erlaubt. Mit diesem Werk haben Hans-A-Plast dann Hannover auch auf die Punk-Landkarte gesetzt. Und ca 230.000 verkauften Einheiten war auch damals für eine Undergrund Band beachtlich.

Zwei Jahre später folgte mit „2“ der Nachfolger und gerade noch rechtzeitig, um nicht in die Neue Deutsche Welle Schublade zu landen. Wobei der Sound auch immer noch Punk war und dennoch wurde der Sound auch ein wenig offener, Auf einmal war auch mal Glockenspiel möglich aber die Band hat sich bei dieser Langspielplatte auch ein wenig mehr in Richtung Post-Punk orientiert, was dem Werk sehr gut zu Gesicht stand. Textlich waren sie vielleicht nicht mehr so au den Geschlechterkampf ausgerichtet, aber Themen wie der Kalte Krieg wie bei „Sicherheit“ waren dennoch dringlich und in der Zeit passend. Aber auch typische Feinbilder wie Yuppie-Kinder „Reicher Vati“ wurden aufs Korn genommen. Musikalisch kompakter als das Debüt und auch sonst kann es mithalten.

1983 erschien das letzte Studioalbum „Ausradiert“ und das ging dann im NDW-Wahn unter. Vermutlich waren sie dann doch zu radikal für dass Genre, welches in dem Jahr schon vor dem Ausverkauf stand. Denn vom Sound her haben sich Hans-A-Plast auch damals nicht angebiedert oder versucht einen Hit zu haben um dann in einer Fernsehsendung auftreten zu müssen, geschweige in der ZDF Hitparade aufzutauchen. Aber man wagte auch mehr, „Heiratsfieber“ kommt im wilden Dschungel-Getrommel daher oder „Gut Im Bett“ hat dann auch Synthieklänge in dem Punk-Sound. „Sacco Di Roma“ ist Art Punk mit Kathedralische hymnischer Kraft, wobei es auch dicht am Kitsch ist. „Monstertanz“ (lief immerhin bei Formel Eins) ist dann spröder Post-Punk, der damals in einschlägigen Disco direkt nach Georgs Kranz Hit „Din Da Da“ gespielt hätte werden können.

Am Ende überlebte die Band dann doch nicht und als Anette Benjamin seinerzeit eine Ausbildung anfing war dass Ende der großartigen Band dann doch besiegelt. Zwar gab es 2005 schon mal eine Wiederveröffentlichungen dieser drei Platten, nun haben aber wurden sie nochmal von Tapete Records neu aufgelegt. Lohnt sich auf jeden Fall!

Erschienen bei: Tapete Records

https://hans-a-plast.bandcamp.com/