Charlotte Brandi – An den Alptraum
Wenn Musiker, die zuvor englisch gesungen haben, es nun auf deutsch versuchen, ist immer ein wenig Skepsis angebracht. Oft hat man die Sorge, dass jemand der vielleicht entgleitenden Karriere nochmal Schwung geben will. Beispiele gibt es hierfür genug. Charlotte Brandi singt jetzt auch auf deutsch, und man könnte auch genauer hinschauen.
Mit ihrer Indie-Band „Me and My Drummer“ flogen ihr viele Herzen zu, und fein war ihre Variante auch. 2019 brachte die Münchenerin mit „The Magician“ ihr Solo-Debüt heraus, das charmant war, aber irgendwie nicht so ein breites Publikum ansprach. „An den Albtraum“ ist nun der Nachfolger, da singt sie in der Muttersprache, und man könnte ihr vorwerfen, dass sie den kalkulierten Erfolg sucht. Der Verdacht liegt nahe, doch es spricht auch einiges dagegen.
Denn wer nennt sein Album „An den Albtraum“, wenn er auf schnellen Erfolg aus ist? Und wer nimmt dann so ein Album auf, wie es „An den Albtraum“ geworden ist? Wer nennt den ersten Song bei diesem Album dann auch „Ekel“? Niemand! Von daher ist Charlotte Brandis zweites Album und die Entscheidung über die Sprache doch eher aus künstlerischem Aspekt gefallen.
Musikalisch ist dieses Werk auch eher ungewöhnlich, und mit der Bezeichnung „Geister-Chansons“ liegt man gar nicht falsch. Denn die Songs haben immer etwas Beunruhigendes. Das verwundert, denn die Stimme von Charlotte Brandi ist manchmal fast schon sehr mädchenhaft naiv anmutend, und manchmal klingt es doch sehr eigen. Doch das ist auch das Charmante an dieser LP, die Eigenheiten. Wenn sie beispielsweise bei „Wien“ mit österreichischem Schmäh singt oder bei „Todesangst“ einerseits sanfter Gesang auf anfänglichen Noise trifft, um dann im Küchen-Folk zu enden.
„Meine Hunde“ ist dann Indie-Folk mit einer Dark Noir Seite. Bei „Frau“ gibt es nachher eine raue Gitarre zu hören, während Charlotte Brandi über aufgehende Sonnenstrahlen singt. Der Song „Kind“ hingegen hat einen leicht verschlafenen Samba-Hüftschwung versteckt. „Vom Verlieren“ ist dann herrlich schöner gespenstischer Folk. „An den Albtraum“ ist ein vielseitiges und vor allem ein eigenes Album geworden, bei dem man der Musikerin das Kompliment geben muss, dass es mutig seinen Weg verfolgt.
Erschienen bei: Listen Records