Charles Stepney – Step On Step
Charles Stepney ist am 17. Mai 1976 verstorben, und dennoch erscheint erst jetzt sein Debüt „Step By Step“. Das ist eine sehr ungewöhnliche posthume Veröffentlichung. Doch man muss zugeben, dass Charles Stepney kein völlig Unbekannter ist.
Zu Lebzeiten war er sehr emsig und vor allem als Produzent gefragt; insbesondere die Arbeiten mit The Dells, Ramsey Lewis und Earth, Wind and Fire waren stilprägend. Aber auch bei der Zusammenarbeit mit den Legenden Minnie Riperton, Marlena Shaw, Terry Cailier, Muddy Waters und Howlin Wolf hat das damalige Arbeitstier sein Können bewiesen. „Einer der großen Vergessenen in der Geschichte der afroamerikanischen Musik“, schrieb die tageszeitung und hat damit Recht, denn der Name sagt nur noch Insidern etwas. Und diese wissen auch, wie sehr er schwarze Musik mit psychedelischer Musik zusammenbrachte.
Gerade von diesem Kunststück kann man auf dem verspäteten Debüt „Step By Step“ einige Augenblicke erleben. „Funky Sci Fi“ ist so eins, wo instrumentaler Soul mit psychedelischen Keyboard-Eskapaden vermengt wird. Damit war Charles Stepney seiner Zeit voraus und wäre wahrscheinlich zur Zeit der Entstehung eher auf taube Ohren gestoßen. Oder „Chicago Independent“ klingt wie ein achtzigerjahre Telespiel mit Wortfetzen und feinen Brüchen. Schlafzimmer Pop, wie „In The Basement“ hätte auch in den Achtzigern gut geklappt.
Aber es gibt auch Stücke, die damals gut passten und heute genauso funktionieren. Diese Momente sind dann die, bei denen Charles Stepney in jazziger Umgebung unterwegs ist. „Demin Groove“ ist so ein Lied, bei dem Klavier, Schlagzeug und Xylophon gekonnt harmonieren und das einen versteckten Latin-Groove in sich trägt.
Auf „Step By Step“ finden sich 23 Songs; die erste Hälfte ist eher vom Soul und Funk geprägt, die zweite widmet sich dem Jazz. Viele der Stücke sollten für die eingangs erwähnten Musiker genutzt werden, was aber aus unterschiedlichen Gründen nicht passiert ist. Man merkt, dass Charley Stepney zwei musikalische Herzen in sich getragen hat und dennoch ein Grenzgänger war. Vor allem ist es schön, diese Erkenntnis jetzt auf seinem, nun ja, Debüt hören zu können.
Erschienen bei: International Anthem Recording Company