Gaye Su Akyol – Anadolu Ejderi

Gaye Su Akyol ist nicht nur eine der experimentierfreudigsten Musikerinnen der Türkei, sondern auch eine der mutigsten. Die 37-Jährige ist eine, die ihre Stimme gegen die Repression im Land von Präsident Erdogan erhebt. Dieser plant ein „Desinformationsgesetzes“, das die Rechte der LGBTQ-Community nahezu komplett einschränken und die Politik von „eine starke Nation eine starke Familie“ stärken soll.

Dagegen stellt sich die Künstlerin und bekommt einerseits viel Zuspruch, erlebt andererseits aber auch Anfeindungen. Mit „Anadolu Ejderi“ hat sie jetzt ihr viertes Album herausgebracht, und der Titel heißt übersetzte „Anatolischer Drache“. Doch es ist kein politisches Album geworden, aber eines, auf dem man doch Haltung erkennt.

Die Kritik ist nicht sofort erkennbar, aber bei„İçinde Uyanıyoruz Hakikatin“ ist sie doch klar ausgesprochen. In diesem Lied geht es um den Militärputsch 1980, wo 650.000 Menschen festgenommen wurde. Dieses Lied kommt daher in sehr düsterem Sound daher, mit langsamem Tempo und klagendem Gesang. Doch meist sind die Arrangements mit sehr viel Leben gefüllt und stellen türkische und anatolische Musik modern dar.

Dabei gibt es auch jede Mengen Brückenschläge zu anderen Genres. So gibt es mal Rock-Sounds oder Surf-Gitarren, Disco, Soul und dunkle elektronische Klangumgebungen. Dazu ist es auch irgendwie psychedelisch und dabei doch recht klar im Kopf. So gelingt Gaye Su Akyol auf „Anadolu Ejderi“ ein frisch klingender Culture Clash, der sich nicht fürchtet, für etwas einzustehen und ein wichtiges Statement liefert (ohne es direkt zu wollen).

Erschienen bei: Glitterbeat