Viagra Boys – Cave World
Man hat das Gefühl, dass es immer schlimmer wird mit den ganzen Verschwörungstheoretikern. Und wenn man das neuste Album „Cave World von den Viagra Boys vielleicht nur überfliegen würde, dann könnten sogenannte Querdenker hier sogar Gefallen finden. Denn die Stockholmer Band erwähnt bei den neuen 12 Songs Impfungen, Bill Gates-Chipungen und andere Fakenews und greift diese Themen auf. Doch wer jetzt befürchtet, dass Viagra Boys den ganzen Unsinn selbst glauben, der irrt.
Im Gegenteil, bei dem Song „Troglodyte“ keift der Sänger Sebastian Murphy herum, dass die Wutbürger und vermeintlichen Querdenker im Grunde noch wie Neandertaler sich aufführen. Das sind deutliche Worte, und die Band spart sich diesmal Metaphern und bringt ihren Unmut ungefiltert direkt auf den Punkt und spuckt es einem herrlich vor die Füße. Dazu ist dann ihre Musik wieder in der typischen DNA. Irgendwie viel Noise, der mal laut ist und dann irgendwie scheppernd einem über den Weg läuft.
Bei „Punk Rock Loser“ muss man klanglich ein wenig an den Klassiker „Loose“ von Iggy & The Stooges denken, nur mit den heutigen Mitteln und übertragen auf die Viagra-Boys-DNA. Ja, man kann sagen, dass die Combo bei dieser neuen Langspielplatte noch eine Schippe mehr Verrücktheit dazu gepackt hat. Da verwundert es nicht, dass dann Songs auch solche Namen wie „Creepy Crawlers“ tragen. Doch wie soll man den oben erwähnten Irrsinn auch sonst ertragen? Von daher ist „Cave World“ ein passendes Album. Zumal hier die Arrangements noch wüster und creepier sind.
Alles ist ein wenig rumpeliger und bratziger als zuvor, das Chaos ist mindestens genauso wie bei ihren anderen wilden Ritten im Album-Format. Die Instrumente schlagen quer, und auch das Saxophon zettelt mal wieder ein wenig Unordnung an. Doch am meisten Chaos geht vom Frontmann aus, der mal wild fauchend daher kommen kann und dann croont wie ein Underground-Frank-Sinatra, wie beim besagten „Punk Rock Loser“. Am meisten geht der Schlusssong „Return To Momks“ aus dem Leim, da häutet sich die Unordnung zwischen Spoken Word, Noise, implodierendem HipHop-Gesang, Gitarren-Wirrwarr, Rückkoppelungen und anderen Madness-Momenten. „Cave World“ ist wieder einmal ein typisches Viagra-Boys-Unterfangen geworden, bei dem man gerne gefangen genommen wird. Und zudem mal eine ehrliche und gradlinige Ansage an die ganzen Querdenker.
Erschienen bei: Year0001