Yard Act – The Overload
Wenn in England Bands mit Gitarren auftauchen, dann arbeitet die Hype-Maschine meist auf Hochtouren, bis dann ein Motorschaden entsteht. Diese Befürchtung hat man bei der aktuellen Flut an frischen Bands, die britische Gitarrenmusik mit Punk-Einflüssen in sich haben, auch. Doch seitdem Idles mit ihrem zweiten Album „Joy as an Act of Resistance“ diese Welle imposant losgetreten haben, klingen auch alle folgenden Bands spannend und frisch, und von Hype-Müdigkeit sind wir noch weit entfernt.
Das beweist das Debüt „The Overload“ von Yard Act, denn es fällt aus der Rolle und hat dabei durchaus Vieles, was britische Musik ausmacht. Yard Act beherrschen kantige Riffs und haben dabei einen schnodderigen Cockney-Gesang. Der Bass ist hier durchaus bestimmend und, ja, bringt einen auch zum Tanzen. Denn wie keine Band dieser neuen Welle hat das Quartett den Madchester Sound der Neunziger Jahre so sehr in sich. Dazu haben Yard Acts auch elektronische Klänge mit an Bord genommen, nur sind das auch eher welche, die nach DIY klingen, und das ist charmant.
Zusammen ist es die bisher tanzbarste Mischung, die man seit langem gehört hat. Dabei sind die Texte dann keine einfache Tanzmusik, denn hier wird Revolution und Kritik getanzt. Vor allem gegen den Kapitalismus in ihren unterschiedlichen Blüten wird gewettert, am meisten sicherlich bei „Payday“, da geht es der Gier an den Kragen. Dabei wird die Wut in treibende IndieDisco-Sounds umgewandelt, und man kann diesen Song wunderbar nach den Happy Mondays spielen, und die Meute bleibt. Es gibt auf diesem furiosen Erstlingswerk noch mehr Hits, wie etwa das treibende Titelstück oder das punkige Tanzstück „Witness“. Selbst ruhige Stücke wie „Land Of The Blind“ haben Groove. #
Musikalisch ist da auch viel britisches Erbgut mit dabei, und so kann man The Fall genauso wie Happy Mondays, Stone Roses aber auch Art Brut finden, und durch den Sprechgesang von Frontmann James Smith ist der Weg zu britischem Hip Hop wie The Streets oder Sleaford Mods nicht weit. Mit „The Overload“ ist Yard Acts jetzt schon eine der Platten des Jahres gelungen.
Erschienen bei: Island / Universal