Silly – Instandbesetzt
Man kann schon sagen, dass die Geschichte von Silly immer noch lebhaft ist, obwohl sie nun schon fast 45 Jahre andauert. Und sie sind eines der wenigen Urgesteine der DDR-Rock-Musik, die noch immer da sind und sich immer wieder neu erfinden. Gerade ab 2006, als Anna Loos als neue Stimme präsentiert wurde, da erwachte die Band zu neuem Leben.
Aber auch der Erfolg nahm unglaubliche Züge an. 2018 gab Anna Loos den Posten auf, doch die Legenden haben nicht den Kopf in den Sand gesteckt und schnell passenden Ersatz gefunden, und gleich als Doppelschlag: Zum einen haben sie Jule Neigel präsentiert, die 1988 mit „Schatten an der Wand“ einen Hit hatte und die mit ihrer Röhre (Entschuldigung für dieses Wort) gut zum Sound von Silly passt.
Zum anderen ist aber auch AnNa seit 2019 dabei, die ja eine eindrucksvolle Karriere mit Rosenstolz hatte. „Instandbesetzt“ ist das zweite Album mit neuer Besetzung, und Silly haben auch den Sound neu erfunden. Bei „Halloween in Ostberlin“ gibt es Gesang, der böse klingen soll, das R wird gerollt, und man versucht bei Rammstein zu plündern. Klar, der Text ist wichtig, und hier wird die Vergangenheit bearbeitet und geklagt, dass man nur die Rosinen herausgepickt hat, als die Wende kam.
Doch die Musik ist so aufgesetzt und Silly versuchen, böse zu klingen, dass man es ihnen nicht abgekauft. Beim Opener jagen sie den Gesang durch den Vocoder, und man fragt sich wirklich, warum, denn sie können singen, und wen wollen sie damit überzeugen? So geht es immer wieder zu auf „Instandbesetzt“, und irgendwie klingen Silly diesmal nicht so authentisch wie zuvor.
Dabei geht es doch, wie bei der Single „Hamsterrad“, wo denn auch beide Sängerinnen dabei sind und der Sound dynamisch ist und die Band kraftvoll rockt. Oder das mit Geigen bestückte „Bye Bye“, bei dem das Tempo gedrosselt ist und durchaus folkig. Davon wünscht man sich mehr und weniger Spielereien.
Erschienen bei: Universal