Peter Muffin Trio – Stuttgart 24
Im ersten Moment naheliegend, wenn eine Band aus Benz-Town seine Platte „Stuttgart 21“ nennt, und noch naheliegender, wenn es eine Band, ist die sich aus Mitgliedern von Die Nerven, Karies und Zirkel zusammensetzt. Alles Bands, die in den letzten Jahren unglaublich packende Punk-Platten herausgebracht haben.
Man kann aber auch sagen, dass der Albumtitel der neuen Supergroup Peter Muffin Trio schon fast plakativ und simpel ist, denn er kommt ja aus einer Protestbewegung. Ganz einfach war es auch nicht, den Titel durchzukriegen, sagt Julian Konoth, Sänger des Trios und Mitglied bei Die Nerven. Man muss auch sagen, dass die Musik auf „Stuttgart 24“ jetzt nicht aggressiv gegen den Strich gebürstet klingt und mit platten Parolen gegen alles und jeden geschossen wird.
Dazu sind Bassistin Cali d’Orville (Zirkel), Schlagzeuger Philipp Knoth (Karies) und Sänger Julian Knoth (Die Nerven) zu clever, und man muss auch gestehen, dass ihr Debüt mitreißend klingt und sich durchaus auch facettenreich zeigt. „Supercool“ ist ein beschwingter Indie-Gitarren-Hit, der ein wenig den Egoismus aufs Korn nimmt und zu dem man wundervoll tänzeln kann. „Fehler“ hat sogar einen satten Groove in sich und ist DIY-Gitarren-Pop. Der Opener „An alten Tag“ kommt hineingeschlurft und klingt wie ein verstimmter alter Hamburger-Schule-Song mit einer gewissen Folk-Ausrichtung.
Doch was das Peter Muffin Trio besonders kann, ist, Energie ungehindert herauszulassen, wie bei „Wir sehen und Morgen“, bei dem Julian auch mal den Unmut herausschreit. Auch bei „Ich kann nicht warten“ ist die Wucht ungemein, und klanglich erlebt man hier eine unglaubliche Dichte, die sich schon fast apokalyptisch aufbaut. Es gibt auch jede Menge Post-Punk, wie etwa bei „Melancholie“, „Stuttgart am Meer“ bei dem der Song auseinanderbricht, sich im Noise ergießt und dennoch am Stück bleibt. „Stuttgart 21“ ist ungemein vielseitig und bleibt dennoch ein gut zusammenhaltender Brocken und eines der Alben des Jahres.
Erschienen bei: Glitterhouse