Samba Touré – Binga
Als ich das erste Mal das Album „Binga“ von Samba Touré gehört habe, dachte ich, man hätte es mit einem routinierten alten Haudegen zu tun, der schon ungemein viel erlebt hat. Habe bis dato nicht gewusst, dass er sein erstes richtiges Album „Fondo“ 2003 herausgebracht und danach erst einmal sechs Jahre Pause eingelegt hat.
Seitdem ging es dann aber produktiver voran, und so ist „Binga“ sein siebtes Album. Vielleicht lag meinem ersten Gedanke die Tatsache zugrunde, dass seine Musik sehr ausgereift klingt und vor allem auch sehr die Tradition schätzt. Mag zudem auch daran liegen, dass Samba Touré aus Mali stammt, einem der Hotspots des Afrobeat. Dennoch hört man hier eher eine gelassene Variante des Sounds, lebhafte Afrobeats findet man auf „Binga“ nur selten. In Mali liegt aber auch ein Teil der Sahelzone südlich der Sahara, da stammt auch Touré her, und das hört man.
Denn seine Musik hat durchaus etwas Trockenes, und dennoch ist viel Feuer zu spüren. Nur dass sich diese Hitze nicht in wilden und schnellen Sounds bemerkbar macht. Vielmehr bemerkt man das Feuer der Leidenschaft in der Musik. Man erkennt sofort, dass er den Blues liebt und, ja, dieser klingt auch eindeutig nach Wüste, das heißt, man spürt die Weite in der Musik und auch dass Samba Touré jede Menge Zeit hat. Es ist nichts gehetzt und hat gerne auch mal etwas Meditatives wie „Kola Cissé“ Doch es ist nicht so, als würde die Musik von Samba Touré nur durch alte Werte geprägt, denn er bastelt seine Instrumente selbst.
Auch in den Texten arbeitet er aktuelle Themen auf wie Kriegstreiberei, aber auch das Bildungssystem von Mali wird kritisiert. Samba Touré steht im Hier und Jetzt und hat dennoch viel für das übrig, was man als Tradition bezeichnet.
Erschienen bei: Glitterbeat / Indigo