M. Ward – Migration Stories
Bei dem Albumtitel „Migration Stories“ vermutet man, dass der Amerikaner jetzt Geschichten über Flüchtlinge singt. Zugegeben, nahezu jeder Flüchtling hat eine eigene Story zu erzählen, die so bewegend ist, dass sie ein Anrecht hätte, Gehör zu bekommen. Doch davon handeln die elf neuen Lieder von Matthew Stephen Ward dann doch nicht, vielmehr besingt er Begegnungen von hier aber auch vom jenseits, und gerade Letzterem hat M.Ward schon öfter Lieder gewidmet.
Man kann also sagen, dass es ein typisches Werk des She-&-Him-Musikers ist, und somit ist dieses zehnte auch ähnlich wie seine neun Vorgänger. Ist ja auch nicht schlimm, denn kaum einer schreibt so herrlich feine Country-Folk-Oden wie M.Ward, ganz zu schweigen von seiner herrlich unspektakulären Version von „Let´s Dance“ von David Bowie.
Diesmal interpretiert er kein fremdes Liedgut, aber die Schönheit hat er wieder in jeden Song verpackt. Wieder ist diese Schönheit dezent, und man findet selten Songs, die sich ins Gedächtnis graben, aber das ist da schon fast geschenkt. Und wenn er will, kann er auch das, wie man bei „Unreal City“ hört. Dieser Song ist ein richtiger Popsong mit Verve, großer Melodie, Herzblut, einem schönen Tempo und dapdapdap-Gesang. Er kann es also Songs, die Leichtigkeit besitzen, mal so eben aus dem Ärmel schütteln. Doch zumeist beschäftigt er sich mit Songs, die mit Melancholie und eher verträumtem Tempo daherkommen.
Das Titelstück ist so ein Exemplar, die Gitarre akustisch und doch eher ganz dezent geschrammelt, dazu ein Saxophon, welches im Hintergrund sich aufhält. Ebenfalls eher ein kleiner Trauerkloß ist „Real Silence“, dabei kommt er fast schon verschlafen ins Ohr gelatscht und dabei dennoch eher nach einer einsamen Nacht klingend. „Migration Stories“ ist den Vorgängern mehr als ebenbürtig, und man kann fast sagen, dass es auch die meisten Dream-Pop-Momente hat und somit doch ein wenig aus seiner eindrucksvollen Diskographie heraussticht.
Erschienen bei: Anti / Indigo