Natalie Greffel – Para Todos
Vom europäischen Jazz ernüchtert sein? Das kann es doch nicht geben, ist doch gerade dieses ein Genre, wo es viel zu entdecken gilt und bei dem teilweise noch Identitäten zu finden sind. Doch die Musikerin Natalie Greffel war davon tatsächlich ernüchtert. Vielleicht liegt es daran, dass die Dame schon sehr unterschiedliche Wurzeln hat, in Mosambik geboren, in Dänemark aufgewachsen. Das ist ja schon ein Culture-Clash, danach kann ja nicht mehr viel kommen.
Vielleicht hat es deswegen gedauert, dass nun erst ihr Debüt herausgekommen ist. „Para Todos“ ist der Name, und bei dem hat die Exil-Berlinerin ihren musikalischen Blickwinkel nochmal erweitert. Denn auf diesem Album gibt es Musik mit Leichtigkeit und einem großen Sonnenschein-Bonus. Ihre Variation des Jazz zieht schon seit Jahrzehnten Menschen an, und das ist auch verständlich, denn kaum eine Musikrichtung lebt und vermittelt Lebensfreude wie die vom Zuckerhut.
Und so erlebt man hier natürlich Samba-Momente zuhauf, und Natalie Greffel macht ihre Stimme nicht nur sinnlich, sondern nutzt sie kraftvoll als Instrument. Das mag manchmal vielleicht den Blick auf den süßlichen brasilianischen Sound verstellen. Doch das muss es nicht, denn Natalie Greffel hat auch bedrückende Texte.
„Para Todos“ handelt viel von Unterdrückung, der Untergrabung von politischen Systemen, der Rolle der Frau in schwierigen Zeiten und reicht zurück zum Sklavenhandel. Da ist es klar, dass es hier nicht gewohnt unbeschwert zu Werke geht, und dann darf auch brasilianischer Jazz gerne mal die gewohnten Schienen verlassen.
Erschienen bei: Agogo Records / Indigo