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Der Moderne Man – 80 Tage auf See / Unmodern / Jugend forscht

Manchmal braucht es Zeit bis Acts eine Ehrung zuteil bekommen. Kürzlich erst hat man mit einer Zusammenstellung die Band X-mal Deutschland gewürdigt und bekamen die Ehrung die ihnen lange Zeit verwehrt blieb. Ähnlich ist es mit der Band Der Moderne Man, deren Platten wurde lange Zeit nicht neu aufgelegt und die erste Compilation kam erst heraus und dass auch nur auf CD. Jetzt hat sich Tapete Records als Aufgabe gemacht diese Lücke zu füllen. In diesem Zusammenhang haben sie auch die beiden Studio-Platten neu auf dem Markt gebracht.

Gegründet hat sich die Hannoveraner Band bereits 1979 und erst nach Besuchen auf Konzerten von Bands wie Ramones, Iggy Pop, The Clash oder Siouxsie and the Banshees wussten sie wir ihre Musik klingen soll. So probten und feilten sie in ihren Proberaum an ihrer Ausrichtung und Sound. Das ging auch schnell, denn ihr Debüt „80 Tage auf See“ erschien schon ein Jahr nach Gründung und war etwas recht neues.

Deutschsprachiger Post-Punk, der ungemein dringlich war. Zudem stand er seinen Idolen wie etwa Gang Of Four oder Buzzcocks in nichts nach. Zudem waren sie technisch recht versiert und ihre Texte waren auch reif. Klar, es klang damals vielleicht ein wenig ungelenk, diese Musik mit deutschen Wörtern. Aber es wurde hierzulande zu einem kleinen Klassiker und selbst John Peel schätzte sie und spielte sie in seiner Sendung. Musikalisch waren sie rau und hatten teilweise doch eine Finesesse und Mut. Welche Band hätte ein Klavier im Sound (wie bei „Haarschnitt“) eingebaut? Oder nur wenige haben auch mal musikalisch Haken geschlagen wie bei “Fabrlich Gesehen“ wie der Moderne Man. A

uch dass sie bei „Telefonlied“ teilwesie Spoken Word nutzten, muss man bewundern. Bei dem bekanntesten Lied „Gib mir den Tod“ (welches schon auf der EP „Umsturz im Kinderzimmer“ zu finden war, hat dann auch Reggae-Elemente in sich. Nicht umsonst wurde „80 Tage auf See“ kürzlich im Musikexpress zu einen der besten deutschen Geheimtipp-Alben gekürt wurden.

1982 gab es den Nachfolger „Unmodern“ und auch dieses ist ein kleines Meisterwerk und dennoch gibt es Unterschiede. Am markantesten ist dass die raue Punk-Attitüde hier spürbar weniger geworden ist. Das erkennt man auch daran, dass die zehn Lieder auch feiner arrangiert wurden. Man hat sich mehr Gedanken gemacht, wie man aus den Songs mehr herausholen kann. Bestes Beispiel ist sicherlich „Blaue Matrosen“. Dies ist eine Coverversion des Lale Andersen Seemannslied „Ein Schiff wird kommen“ und man hat sogar Keyboard benutzt und dennoch ist diese Version gelungen ohne Verlust der Band-DNA.

Was auf „Unmodern“ auch auffällt ist dass sie wieder viel wagen, dieses aber nicht direkt andeuten. So ist „Nur Die“ dann spürbar den Reggae zugewandt und nicht nur eine leichte Zuneigung. Aber dem Post-Punk blieben sie mit Songs wie „Das Tier“ treu. Man merkt aber auch dass sie ein wenig dem damaligen Zeitgeist nacheiferten und dennoch haben sie sich nicht von der Neuen Deutschen Welle überrollen lassen.

Trotzdem haben sich Der Moderne Man ein Jahr später aufgelöst und seitdem haben sie die wichtigen Wegbereiter des hießigen Post-Punk sich nicht wieder aufgerauft. So geriet die Band ein wenig ins vergessen. Umso wichtiger dass die beiden Alben jetzt wieder erhältlich sind.

Doch es gibt auch noch eine neue Werkschau namens „Jugend forscht – (Singles, EPs & Demos). Dabei ist vor allem interessant, weil es viele seltene Stücke vorhanden sind. Die ersten vier Lieder stammen von der besagten EP „Umsturz im Kinderzimmer“ und die sind allesamt Juwellen des Genres und klingen herrlich ungeschliffen. Auch die beiden Singles „Der Sandman“ und „Welt“ mitsamt der B-Seiten sind vorhanden und die die EP „Neues aus Hong-Kong“ ist auch komplett vertreten. „Jugend forsch“ füllt dann nahezu alle Lücken in der Sammelung. Nur die beiden Live-Werken sind aktuell nicht neu aufgelegt.

Erschienen bei: Tapete Records / Indigo

https://www.tapeterecords.de/artists/der-moderne-man